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Unauffällige Kontobewegung

Geld liegt auf dem Girokonto. Und da liegt es gut – oder? Was Banken mit unserem Geld machen, ist nur schwer herauszufinden

  • 3 Min.
Illustration: Frank Höhne

Geld abheben, überweisen, Daueraufträge, Einzugsermächtigungen – das alles passiert bei den meisten wohl vom Girokonto aus. Wann man dieses Konto eröffnet hat? Keine Ahnung mehr. Irgendwann war es eben da, wahrscheinlich angelegt von Mama oder Papa.

Was mit dem Geld passiert, während es auf dem Konto liegt, interessiert erst mal weniger. Hauptsache, man kommt ran, wenn man was braucht. Doch das Geld parkt dort nicht nur für unsere Zwecke, sondern auch für die der Bank. Denn die verdient am Konto mit. Etwa durch die Verwaltungs- und Servicegebühren, die ihre Kunden zahlen müssen, durch Zinserträge, wenn sie Kredite vergibt, oder sogar wenn sie selbst in Aktien oder Fonds investiert. Doch was ist, wenn es sich bei diesen oder bei den Kreditnehmern um Unternehmen handelt, die man eigentlich nicht unterstützen möchte? Wem zum Beispiel Klimaschutz wichtig ist, der will wahrscheinlich nicht, dass sein Geld in Branchen und Unternehmen fließt, die an fossilen Energieträgern wie Kohle oder Öl verdienen.

Ein grünes Label kostet mehr Geld als kein grünes Label

Sollte man sich dazu entscheiden, ein neues Konto anzulegen oder mal zu prüfen, wie es um das alte bestellt ist, muss man sich vorher überlegen, was einem beim Thema Bank besonders wichtig ist. Es lohnt sich zum Beispiel zu überlegen, in welche Bereiche man sein Geld auf keinen Fall stecken möchte, und dann zu schauen, wie die Bank mit diesen Bereichen umgeht. Außerdem gibt es Nachhaltigkeit nicht für umsonst: Im Gegensatz zu den konventionellen Banken sind die Gebühren bei Banken, die sich als nachhaltig labeln, oft höher, während konventionelle Banken sogar oft kostenlose Girokonten anbieten. Ist man also bereit, für Nachhaltigkeit mehr zu zahlen?

Wo die Banken unser Geld genau investieren, ist nicht so einfach herauszufinden, denn sie müssen diese Informationen nicht veröffentlichen. Der Verein „Facing Finance“ versucht, das für einige der größten Banken in Deutschland aber trotzdem herauszufinden, und veröffentlicht die Ergebnisse im „Fair Finance Guide“.

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Nicht nur beim Einkaufen kann man auf Nachhaltigkeit achten, sondern auch beim Investieren in ETFs. Aber wie „grün“ kann das eigene Portfolio werden?

Darin steht dann zum Beispiel, ob die Banken bei der Kreditvergabe auf eine ressourcenschonende Betriebsführung der Unternehmen achten oder ob Geschlechtergerechtigkeit im Betrieb eine Rolle spielt. Manchmal steht auch drin, ob die Banken mit umstrittenen Unternehmen oder Branchen wie der Waffenindustrie Geschäfte machen.

Dabei ist es bei einigen Banken einfacher als bei anderen, an diese Informationen zu gelangen. „Gerade die Banken, die sich als Alternativen zu den konventionellen großen Bankhäusern sehen, gehen mit ihren Kriterien transparenter um“, sagt Thomas Küchenmeister, geschäftsführender Vorstand von „Facing Finance“. Gemeint sind damit Anbieter, die sich als „grüne“, „nachhaltige“ oder „ethische“ Banken bezeichnen. Bei vielen davon sind die Kriterien auf der Webseite zu finden. Unter anderem Investitionen in Kinderarbeit, die Waffen- und Rüstungsindustrie, in Konzerne, die Arbeits- oder Menschenrechte verletzen, in Atomkraft und fossile Brennstoffe, industrielle Tierhaltung oder Glücksspiel werden von vielen dieser Banken ausgeschlossen.

Einige Banken veröffentlichen sogar, welchen Unternehmen sie ganz konkret Kredite geben. Diese Transparenz gehört oft zum Geschäftsmodell der selbst erklärten „grünen“ oder „ethischen“ Banken. Sie wollen sich damit von der Konkurrenz abgrenzen, die häufig nicht so offen mit ihren Kreditlinien umgeht. Aber Vorsicht: Auch Geldinstitute, die bisher nicht unbedingt für Nachhaltigkeit bekannt sind, wollen seit einiger Zeit „grüner“ werden – oder zumindest so tun. Das können sie relativ leicht, denn die Begriffe „nachhaltig“, „ethisch“ oder „umweltfreundlich“ sind nicht geschützt, und es gibt auch keine Standards dafür, was eine Bank erfüllen muss, um sich „grün“ nennen zu dürfen.

Kritisiert wird an vermeintlich echten „grünen“ Alternativen außerdem, dass sie durch ihre strengen Kriterien den ausgeschlossenen Branchen und Unternehmen die Möglichkeit zum nachhaltigen Wandel nehmen, weil sie diese dabei nicht finanziell unterstützen. Und um genau diesen Wandel geht es am Ende. „Man kann mit der Wahl der Bank nicht die Welt verändern, aber man kann damit zum Wandel in eine nachhaltige und soziale Wirtschaft beitragen“, sagt Thomas Küchenmeister. Welche Rolle das eigene Girokonto dabei spielen soll, muss am Ende jeder selbst entscheiden.

Illustration: Frank Höhne

Dieser Text wurde veröffentlicht unter der Lizenz CC-BY-NC-ND-4.0-DE. Die Fotos dürfen nicht verwendet werden.