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Zwei Männer über 70 wollen die USA regieren. Wie finden junge Menschen Trump und Biden?

  • 5 Min.
USA Wahl

Donald Trump ist 74 Jahre alt, sein Herausforderer Joe Biden schon 77. Ob die beiden fit genug sind für eines der wichtigsten politischen Ämter der Welt, können sie nur selbst wissen. Aber wie fühlen sich junge US-Amerikaner*innen mit der Wahl zwischen den zwei Super-Agern? Wir haben vier mit sehr unterschiedlichen politischen Ansichten gefragt

„Biden ist für mich mehr als ein Verlegenheitskandidat“

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Pam Campos-Palma
Pam Campos-Palma, 33, war als Soldatin in Deutschland, Kirgistan, Irak und Afghanistan stationiert, bevor sie, zurück in den USA, Public Service studierte

„Ich leite die Gruppe #VetsVsHate: Veteranen gegen den Hass, für den Trump steht. Ich hoffe, dass die Menschen überall im Land aufstehen, um sicherzugehen, dass ihre Stimme gezählt wird. 2016 haben nur 56 Prozent aller Wahlberechtigten ihre Stimme abgegeben. Seitdem sind viele Bewegungen gewachsen, besonders die, die sich um die Wahlbeteiligung von Jungen und People of Color kümmern.

Biden ist für mich mehr als ein Verlegenheitskandidat. Anders als Trump ist er kein Faschist und er hat progressive Ideen zu Bildung, Gesundheit und einer grünen Wirtschaft, die den Klimawandel bekämpft.

Durch meine Zeit als Soldatin finde ich oft einen anderen Zugang zu den Menschen. Die Leute kennen mich als Air-Force-Pam, nicht nur als politisch aktive und progressive Latina, und begegnen mir mit weniger Vorurteilen als anderen Aktivisten. Die Zeit nach Trump wird kompliziert. In zwei Jahren werden wir die Verbrechen seiner Regierung und seine kriminelle Vernachlässigung der Corona-Pandemie immer noch aufarbeiten. Wir müssen soziale Bewegungen international vernetzen, zum Beispiel auch mit unseren deutschen Partnern zusammenarbeiten, um einen antirassistischen, multikulturellen Green New Deal umzusetzen!“

„Ich hoffe, dass Trump eine zweite Amtszeit gewinnt“

„Ich bin weder als Demokrat noch als Republikaner, sondern als Unabhängiger im Wählerverzeichnis registriert. Ich werde zum ersten Mal wählen, weil viel auf dem Spiel steht, wenn es um die Richtung unseres Landes für die nächsten vier Jahre geht. Ich weiß, dass der Bundesstaat New York definitiv an Joe Biden gehen wird. Aber als Christ finde ich es wichtig, Stellung zu beziehen: Ich hoffe, dass Präsident Trump eine zweite Amtszeit gewinnt.

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Israel Irizarry
Israel Irizarry, 25, Kreditversicherer aus New York

Er hat viele gute politische Entscheidungen getroffen. Zum Beispiel die Wirtschaft dereguliert und so das Wachstum angeregt. Das hat zu den niedrigsten Arbeitslosenquoten unter Hispanics und Afroamerikanern überhaupt geführt. Trump hat das größte Wirtschaftswachstum der Geschichte gemanagt, und er war einer der ersten Präsidenten, die China als Bedrohung gesehen und herausgefordert haben – während Biden betont, dass man sich um China keine Sorgen machen muss. Er ist ein sehr schwacher Kandidat, der in jedem anderen Wahlkampf niemals gewählt würde. Ich finde, das ist das Problem mit Biden: Er gibt einem wenig Gründe, ihn nicht zu mögen, aber auch keine Ideen, die man mag. Außerdem muss er daran arbeiten, dass der progressive Flügel der Partei ihn nicht weiter nach links drückt, als er ohnehin schon ist. Er hat versucht, sich als Zentrist zu positionieren, der das Land wieder zum Status quo zurückführt. Aber allein seine Wahl für Kamala Harris als Vizepräsidentin zeigt, dass er viel weiter links steht als er beteuert. Außerdem hat Trump eine deutliche ‚Pro Life‘-Haltung [der in den USA gebräuchliche Begriff für Abtreibungsgegner, Anm. d. Red.]. Möglicherweise ist er der konservativste Präsident meiner Lebenszeit – ich war noch nicht auf der Welt, als Ronald Reagan im Amt war.“ 

„Wer auch immer der nächste Präsident wird – er wird es nicht schaffen, die USA besonders zu verbessern“

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Inara Virani
Inara Virani, 20, Marketing- und Business-Analytics-Studentin aus Chicago

„Diese Wahl ist nicht sehr wichtig für mich. Beide Kandidaten sind meiner Meinung nach nicht besonders qualifiziert, um in die Fußstapfen anderer Präsidenten zu treten. Trump hat bewiesen, was er macht, wenn ihm die Macht gegeben wird – im Vergleich zu Obama hat er nicht viel erreicht. Ich finde gut, dass sich die Demokraten auf Klimapolitik konzentrieren, weil das Thema immer wichtiger wird. Trump hat da schnell dichtgemacht und die wachsenden Sorgen vieler Menschen ignoriert. Ich hoffe, dass es ein paar Veränderungen gibt, sollte Biden Präsident werden. Er will eine ‚Made in All of America’-Politik verfolgen, was wegen vieler neuer Jobs erst mal gut klingt. Ich mag die Idee, dass es mehr Produkte aus den USA gibt. Aber das erhöht auch den ökonomischen Druck auf die Amerikaner, was wiederum unfair ist, weil manche Dinge im Ausland zu besseren Preisen und in höherer Qualität hergestellt werden können.

In der Außenpolitik hat Trump Gutes geleistet. Dass er Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un getroffen hat, war doch total überraschend, weil der für genau das Gegenteil von dem steht, woran Amerika glaubt. Dass Trump dafür gesorgt hat, Atomwaffen an der koreanischen Grenze abzubauen, war für mich ein Höhepunkt seiner Amtszeit. Ein Tiefpunkt war dagegen seine Einwanderungspolitik. Die Menschen kommen, weil wir als ‚Land der unbegrenzten Möglichkeiten‘ bekannt sind. Wenn ihnen diese Möglichkeiten genommen werden, trägt das nicht zu einer starken Wirtschaft bei. Ich habe keine Erwartungen an die Zeit nach dem 3. November. Wer auch immer der nächste Präsident wird – er wird es nicht schaffen, die USA besonders zu verbessern.“

„Ich bin Republikanerin, werde aber Biden wählen“

„Bidens Einsatz für Frauenrechte finde ich gut. Seine Ideen zur Regulierung von Banken teile ich weniger, weil es dadurch für Gründer und kleine Unternehmen schwer wird, Geld zu leihen – das schadet Start-ups und untergräbt Innovation. Obwohl ich Republikanerin bin, werde ich Biden wählen. Ich finde Trump auf vielerlei Arten problematisch, am meisten seine Position zum Thema Einwanderung. Als Tochter eines Einwanderers finde ich es abstoßend, wie wir Immigranten behandeln und wie Trump über die spricht, die in die USA kommen, weil sie ein besseres Leben suchen.

Bei den ‚Republican Women for Progress‘ helfe ich zusammen mit anderen desillusionierten Republikaner-Wählern, die Wahlbeteiligung zu erhöhen, zum Beispiel durch Wahlkampf am Telefon und Textnachrichten. Ich hoffe, wir können unser Verhältnis zu Europa verbessern und Menschen in politische Verantwortung wählen, die dieses Land wirklich vertreten. Ich habe etwas Angst vor den Tagen nach dem 3. November. Hoffentlich wird es einen klaren Wahlausgang geben – und damit eine friedliche Amtsübergabe.“

Alanna Fridfertig, 24, sorgt als Outreach Director bei den „Republican Women for Progress“ dafür, dass sich mehr Frauen mit den Zielen der Republikaner beschäftigen

 

Collagen: Renke Brandt

Dieser Text wurde veröffentlicht unter der Lizenz CC-BY-NC-ND-4.0-DE. Die Fotos dürfen nicht verwendet werden.