Ein Trend in der Fotografie war in den vergangenen Jahren, einen Aspekt der Gesellschaft herauszuisolieren und sehr genau zu betrachten. Raphaël Dallaporta hat sich ein besonders zerstörerisches Detail für diese Nahbetrachtung ausgesucht: Mit dokumentarischer Klarheit zeigt der Fotograf in seiner Serie „Antipersonnel“ Anti-Personen-Landminen. Und macht damit die Banalität des Bösen in seiner technologischen Form sichtbar – manchmal mit einer verstörenden Ästhetik. 

Es ist bekannt, welche Zerstörung Landminen anrichten, auch noch viele Jahre nachdem der militärische Grund für ihren Einsatz verschwunden ist: Insgesamt bedrohen in etwa 70 Ländern rund 110 Millionen Minen die Bevölkerung –  die genaue Zahl der verlegten Minen kennt niemand. Weitere 170 Millionen Minen werden in den Depots der Militärs vermutet. Kaum eine andere Waffe der Welt fordert so viele Opfer wie Landminen. Laut dem „Landmine Monitor 2013“ wurden im Jahr 2012 etwa zehn Personen täglich – vor allem Zivilisten – durch sie verletzt, verkrüppelt oder getötet. Im Jahr 1999 gab es sogar noch über 9.200 Opfer – mehr als 25 Personen am Tag. Aber es gibt auch Sachschäden: Auf Straßen, Brücken und an Eisenbahntrassen bringen Minen den Verkehr ganzer Regionen zum Erliegen. Minenverseuchte Flächen liegen brach und können nicht mehr für die Produktion von Nahrungsmitteln genutzt werden. 

Die Minen sind im Boden versteckt. Deswegen sind sie zum Beispiel für spielende Kinder nicht zu sehen. So wurden 2012 im Osten Afghanistans zehn Mädchen durch eine explodierende Landmine ermordet. Sie hatten Brennholz sammeln wollen, und eines der Mädchen hatte die Landmine durch ihre Axt ausgelöst.

Und auch in der Diskussion über Landminen sind die Minen selbst, ihre Technizität, meist nicht sichtbar. Dallaporta trägt mit seinen Bildern dazu bei, das zu ändern und der Gesellschaft die Existenz der Minen bewusst zu machen.

Raphaël Dallaporta wurde 1980 in Frankreich geboren. Thema seiner Bilder sind immer wieder die Menschenrechte und wie sie verletzt werden – durch Landminen ebenso wie von den nächsten Mitmenschen. So zeigt seine Serie „Domestic Slaverys“ Bilder ganz normaler Wohngebäude zusammen mit Texten von Ondine Millot, die erzählen, was sich hinter diesen Fassaden abgespielt hat. Es handelt sich fast in allen Fällen um Geschichten von Menschenhandel. 2010 hat Raphaël Dallaporta den Young Photographer ICP Infinity Award gewonnen und 2011 den Paul Huf Award.

www.raphaeldallaporta.com