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Wer verdient an Olympia?

Auch in Peking waren die Olympischen Spiele wieder ein Milliardengeschäft – nur nicht für die Athletinnen und Athleten. Wer macht die Profite? Ein FAQ

  • 5 Min.

Sind Olympische Spiele ein gutes Geschäft?

Kommt drauf an, für wen. Die Städte, die Spiele ausrichten, verdienen zwar am Tourismus, Sponsoring- und Merchandisedeals – machen damit aber selten Gewinne. Auch, weil die Kosten steigen: Seit 1960 haben alle Spiele ihr ursprüngliches Budget gesprengt.

Zum Beispiel Sotschi. Die russische Stadt soll für die Winterspiele 2014 mehr als 50 Milliarden US-Dollar investiert – und trotzdem nur 53 Millionen US-Dollar (also etwa 46,8 Millionen Euro) Gewinn gemacht haben. Viele trauen diesen offiziellen Angaben nicht: In den Rechnungen sollen Ausgaben fehlen, beispielsweise für künstlichen Schnee, der in Wettkampfmengen schnell Milliarden kostet.

Und wie viel haben die Winterspiele in Peking gekostet?

Das Budget ist mit gut 4 Milliarden US-Dollar vergleichsweise niedrig angesetzt. Unter anderem, weil die Stadt schon für die Sommerspiele 2008 in seine Infrastruktur investiert hat. Die Kosten könnten das offizielle Budget aber deutlich übersteigen, manche Experten schätzen sogar, dass die Spiele zehn Mal so teuer waren.

Olympische Spiele können übrigens auch für Städte teuer werden, die sie dann gar nicht ausrichten: Allein die Bewerbungsphase kostet sechsstellige Beträge.*

Beim IOC?

Beim IOC. Das „Internationale Olympische Komitee“ ist eine Non-Profit-Organisation, die die Spiele seit 1894 organisiert. Im Komitee sitzen 101 Mitglieder, allesamt Sportfunktionäre aus verschiedenen Ländern. Die arbeiten aber nicht als Delegierte ihres Heimatlandes, sondern vertreten – umgekehrt – dort die Interessen des IOC.

Und dieses IOC entscheidet auch, wer Olympische Spiele ausrichten darf?

Genau. Laut IOC stimmen die Mitglieder geheim über den Austragungsort ab. Die Stadt mit der Mehrheit der Stimmen gewinnt. Mitglieder, deren Herkunftsländer als Kandidatinnen zur Wahl stehen, müssen sich enthalten. Für die anstehenden Olympischen Winterspiele standen übrigens letztlich nur Peking und das kasachische Almaty zur Wahl.

 

Verdient das IOC an den Olympischen Spielen? 

Ja, zum Beispiel durch die Bewerbungsgebühren der Länder. Den Großteil nimmt das IOC aber ein, indem es Ausstrahlungsrechte und Vermarktungsrechte verkauft. Kurz: Wer die Disziplinen übertragen will, zahlt; wer die olympischen Ringe auf ein Plüschtier sticken will, zahlt auch. Dazu unterhält das IOC Partnerschaften mit Großkonzernen wie der Allianz, Coca-Cola oder Airbnb. Die unterstützen das IOC finanziell und materiell, um ihre Produkte bei den Spielen bewerben zu können. 

So hat das IOC in der Olympiade 2013 bis 2016 5,7 Milliarden US-Dollar eingenommen. (Der Jahresbericht für die Olympiade 2017 bis 2020 ist – Corona! – noch nicht erschienen.)

Aber da stand doch gerade, das IOC sei „Non-Profit“?

Genau. Noch genauer: eine steuerbegünstigte Stiftung nach Schweizer Recht. Offiziell darf das IOC aber mit seinen Einnahmen Rücklagen bilden, um

  • die eigene Geschäftsstelle zu unterhalten
  • Aufwandsentschädigung an den Präsidenten, Mitarbeiter oder Gremien zu zahlen
  • Entwicklungsprogramme zu unterhalten, in denen das IOC etwa Trainer in Entwicklungsländer entsendet
  • mögliche Ausfälle von Spielen verkraften zu können (Corona!)
  • die olympische Tradition zu präsentieren (z.B. in Museen)

Wie läuft das bei den Paralympics?

Die Paralympischen Spiele laufen immer direkt nach den Olympischen Spielen und am selben Austragungsort. Sie werden seit 1960 organisiert und seit 1989 vom Internationalen Paralympischen Komitee (IPC) ausgerichtet, das nicht zum IOC gehört. (Das IOC untersagte den Paralympics sogar, die olympischen Ringe für ihr Logo zu nutzen.) Wie das IOC verdient auch das IPC vor allem mit Ausstrahlungs- und Vermarktungsrechten, wenn auch im kleineren Rahmen. 2020/2021 machte das IPC nur knapp 15.000 US-Dollar Gewinn.

Wie viel Geld machen die Fernsehsender? 

Für die lohnt sich Olympia. Zwar kosten die Ausstrahlungsrechte Millionen von Euro, bei hohen Einschaltquoten werden die über Fernsehwerbung aber wieder reingeholt. ARD und ZDF zum Beispiel verdienten an den Sommerspielen 2016 zehn Millionen Euro, ein Rekordwert.

Was verdienen die Sportlerinnen und Sportler? 

Wenig. Die berüchtigte IOC-Regel 40 untersagte Aktiven lange, mit eigenen Sponsoren anzutreten, die nicht genehmigt sind. Seit 2019 dürfen sie immerhin auf Social Media werben. Bei den Paralympics ist Sponsoring erlaubt, solange keine „Verbindung zwischen dem beworbenen Unternehmen und den Paralympics impliziert wird“. Teilnehmende leben meist von einem regulären Gehalt. Viele deutsche Athletinnen und Athleten sind bei der Bundeswehr, Polizei oder dem Zoll angestellt und dort in Sportfördergruppen des Bundes aktiv. Laut Bundesregierung verdienten sie 2019 durchschnittlich 2.500 Euro brutto (pro Monat) – plus kleinere Zuschüsse der Deutschen Sporthilfe. 

Sportliche Erfolge werden also gar nicht direkt belohnt?

Nicht vom IOC. Aber es gibt in vielen Ländern Boni für Medaillen. Deutsche Athletinnen und Athleten bekommen für Gold 20.000 Euro, bei Silber 15.000 und bei Bronze 10.000. Andere Länder, andere Dimensionen: In Singapur gibt es für eine Goldmedaille umgerechnet bis zu 880.000 Euro.

Titelbild: Kevin Frayer/Getty Images

* Korrektur, 7. März 2024: In einer früheren Version hieß es, die Bewerberstädte würden 100.000 US-Dollar zahlen, um ihre Bewerbung einreichen zu können. Diese Kosten werden nicht mehr fällig. Wir haben das korrigiert.

Dieser Text wurde veröffentlicht unter der Lizenz CC-BY-NC-ND-4.0-DE. Die Fotos dürfen nicht verwendet werden.