Indiens Wirtschaft gehörte in den vergangenen Jahren zu den Ökonomien mit den höchsten Wachstumsraten der Welt. Zugleich hat die soziale Ungleichheit im Lande einen neuen Höhepunkt erreicht. Während es nur eine kleine Spitze der Gesellschaft ist, die in den Genuss des neuen Reichtums kommt, lebt eine breite Unterschicht unterhalb der Armutsgrenze. Zu einem hohen Anteil besteht diese Unterschicht immer noch aus den so genannten „Dalit“, die schon in Indiens traditionellem Kastensystem einen besonders niedrigen sozialen Status hatten.
Das Kastensystem war eine religiös begründete Gesellschaftsordnung, die den Menschen qua Geburt einen festen Platz in einer strikten Hierarchie von gesellschaftlichen Gruppen zuwies. Die „Kaste“, zu der man gehörte und aus der man ein Leben lang auch nicht mehr herauskam, brachte einem je nach sozialem Status bestimmte Privilegien oder eben harte Restriktionen ein.
Eigentlich schreibt die indische Verfassung seit den 1950er Jahren vor, dass es eine Diskriminierung aufgrund von Kastenzugehörigkeit nicht mehr geben darf. Indische Regierungen haben immer wieder verkündet, die Situation der Dalit verbessern zu wollen – durch mehr Bildung, bessere finanzielle Ausstattung, mehr bezahlte Arbeit und mehr Anstrengungen zur Gleichstellung der Frauen. Kritiker bemängeln, das seien wohlklingende Initiativen, die bisher aber nur sehr mangelhaft umgesetzt worden seien.