Du wirst nervös, wenn unterwegs der Handyakku zur Neige geht? Ab und an täuschst du eine Krankheit vor, um dich ungestört durchs Netz zu klicken, anstatt die Schulbank zu drücken? Und letztens fragte einer deiner Freunde, warum man dich neuerdings nur noch online antrifft? Wer diese Fragen mit dreifachem Nicken beantwortet, sollte seinen Internetkonsum womöglich überdenken. Denn Entzugserscheinungen und die Vernachlässigung von Pflichten und sozialen Kontakten können erste Indizien für eine Internetabhängigkeit sein.

 

Auf dem Deutschen Suchtkongress in Berlin warnten am Montag Mediziner und Politiker vor einer grassierenden Internetsucht. Vor allem junge Menschen würden häufig die Kontrolle über ihr Surfverhalten verlieren. Glaubt man Experten und den wenigen zu dem Thema existierenden Studien, dann werden es derzeit immer mehr – übrigens ganz im Gegensatz zu jungen Nikotinsüchtigen.

Ähnlich wie bei anderen Süchten würde bei der Internetsucht eine „Toleranz“ entwickelt und eine immer höhere „Dosis“ gebraucht, um in einen Rauschzustand zu kommen. Anders als Nikotinsucht oder Spielsucht ist die Internetsucht jedoch keine anerkannte Krankheit. Weder das amerikanische Diagnose-Handbuch „DSM-5“ – eine Art offizieller Katalog psychischer Krankheiten – noch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) sehen sie als solche an. Und auch die deutschen Krankenkassen beurteilen Internetsucht nicht offiziell als Krankheit. Eine einheitliche Diagnostik? Gibt es dementsprechend auch nicht.

Bloß Poweruser oder doch Netzjunkie?

Das soll sich nun ändern. Geht es nach der Bundesdrogenbeauftragten Marlene Mortler, dann muss  gehandelt werden. Mortlers im November stattfindende Jahrestagung wird deshalb zum Thema Internetsucht stattfinden – nach „Tabak- und Alkoholkonsum in der Schwangerschaft“ (2014) und „Crystal-Meth-Konsum“ (2015) in den vergangenen beiden Jahren. Es klingt also ernst.

Wo die Grenze zwischen einer ausgeprägten Internetaffinität und einem krankhaften Zwang zum Surfen zu ziehen ist, darüber sind sich die Experten nicht einig. Einige Institutionen wie etwa die DAK oder die Onlinesucht-Ambulanz haben aber bereits Tests ausgearbeitet, um den persönlichen Internetkonsum zumindest besser einschätzen zu können. Aber Achtung: Die Selbsttests finden allesamt online statt.