Was passiert?

Das neue Schuljahr beginnt in der Tides High School, direkt an der kalifornischen Pazifikküste gelegen. Doch für die Nerds Dash, Assaf und Verti gilt: Nix hat sich geändert. Sie sind immer noch die großen Außenseiter, niemand will ihre Schülerzeitung lesen, beliebt sind andere Kids – und dann zerstreiten sie sich auch noch untereinander. Doch stellt ein Erdbeben die Ereignisse wortwörtlich auf den Kopf: Das Schulgebäude fällt ins Meer, schwimmt wie ein Schiff auf den Wellen und füllt sich langsam, Stockwerk für Stockwerk, mit Wasser. Drinnen bricht Anarchie aus und jeder muss selbst sehen, wie er zurecht kommt.

Was zeigt uns das?

Teenager sein sucks! Also, klar, das wussten wir alle schon, aber kann man zum Thema „Identitätsfindung als Außenseiter“ ernsthaft zu wenige Filme machen? Wobei es Hauptfigur Dash (ja, selber Vorname wie der Regisseur) den Zuschauern besonders schwer macht, sich mit ihm zu identifizieren: er ist grausam arrogant und total von sich selbst eingenommen.

Wie wird's erzählt?

Grell und wirr. Wie ein apokalyptisches Gemälde von Hieronymus Bosch als Beavis-und-Butt-Head-Folge, und das auf Ketamin. Oder: Wie eine Mischung aus Katastrophenfilm und High-School-Comedy, voller absurder Einfälle, aber ohne großes Drama. Dafür sind die Charaktere und der ganze Film zu sehr in einer zynisch-gelangweilten Whatever-Haltung verhaftet.

Beste Nebenrolle

Lunch Lady Lorraine. Bärbeißige ältere Damen an der Essensausgabe gehören zum High-School-Klischee-Inventar. Doch diese hier entpuppt sich als Frau mit Beinahe-Superkräften und einer rührseligen Lebensgeschichte. Ihre Stimme erhält Lorraine übrigens von Hollywood-Star Susan Sarandon, die zusammen mit Lena Dunham und Jason Schwartzman Teil eines überraschend prominent besetzten SprecherInnen-Casts ist.

Good Job!

Die Dialoge von Dash, Assaf und Verti, selbst in Momenten größter Not. Einmal, als sie im steigenden Wasser kurz vor dem Ertrinken stehen, reden sie über die verschiedenen Deutungsarten der Formulierung „Something smells“. Leider wird diese Stärke nicht konsequent genug ausgespielt.

Geht gar nicht

Der Kommentar eines Besuchers bei der Pressevorführung: „In sechs Jahren hätte ich das auch geschafft“. Okay, ja: Der Film ist Low-Budget, seeeeeehr Low-Budget, Dash Shaw hat ihn größtenteils zusammen mit seiner Freundin in der Küche ihres kleinen Apartments produziert – und das sieht man. Oft bewegen sich die in mit fetten Filzstrichstiften gezeichneten Figuren gar nicht richtig, sondern flackern eher herum. Ein Lo-Fi-Style, der zur amerikanischen Indie-Comicszene passt, in der es nicht wirklich um „schöne“, realitätsnahe Zeichnungen geht, sondern um Originalität. Das muss man nicht mögen. Aber, auch wenn es amateurhaft wirkt: Eine eigene Bildsprache entwickeln, das kann nicht jeder dahergelaufene Filmjournalist. Und das macht Dash Shaw vor allem mit seinen Hintergründen, wo er zahlreiche Mal- und Zeichentechniken zum Einsatz bringt.

Ideal für...

Popkulturnerds, die sich genau so fühlen können wie die unverstandene Hauptfigur und die die Zillionen Zitate und Anspielungen dechiffrieren können.

„My Entire High School Sinking into the Sea“, Regie & Buch Dash Shaw, mit den Stimmen von Jason Schwartzman, Maya Rudolph, Reggie Watts, Susan Sarandon, Lena Dunham, USA 2017, 77 Minuten

Foto: Tides High PTA, LLC