„Integration“. Dieses Wort, um das sich derzeit so viele politische Debatten drehen, ist ja ein ziemlich abstrakter Begriff. Einer, der rein vom Klang her erst mal nicht gerade Lust auf mehr macht. Was da mitschwingt, ist eher so: Anstrengung, Arbeit, angepasst sein, sich ein- und unterordnen. Puh!

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Amin Ballouz, der Arzt, dem die Frauen vertrauen. Und auch die Männer. Gerade die Älteren schätzen den Doktor als Gesprächspartner. Irgendwie verbindet es sie, dass Ballouz auch einen Krieg erlebt hat (Jonas Ludwig Walter)

Amin Ballouz, der Arzt, dem die Frauen vertrauen. Und auch die Männer. Gerade die Älteren schätzen den Doktor als Gesprächspartner. Irgendwie verbindet es sie, dass Ballouz auch einen Krieg erlebt hat

(Jonas Ludwig Walter)

Keine Frage, dass Deutschland mit der Integration der Flüchtlinge vor einem Kraftakt steht. Aber um bei Kräften zu bleiben, ist es auch wichtig, die Freude an der Sache nicht zu verlieren. Darum hier ein gutes Mittel gegen Integrationsmüdigkeit und für Integrationslust – dargereicht von Dr. med. Amin Ballouz.

Der geborene Libanese kam 1976 nach einer weltweiten Fluchtodyssee nach Deutschland und arbeitet seit 2010 in der Uckermark als Landarzt. Die Uckermark liegt im nördlichen Teil des Landes Brandenburg, eine strukturschwache Gegend, über die öfter mal im Zusammenhang mit Entsiedelung und Fremdenfeindlichkeit berichtet wird. Bei den Leuten dort ist Ballouz trotzdem rasend gut angekommen. Schon allein, weil er mit seinem Auto unentwegt über die Alleen braust, um den Menschen Hausbesuche abzustatten – gerne auch mal mitten in der Nacht.

Finanziell rechnet sich das für den Mediziner oft gar nicht, aber bei den Menschen der Uckermark hat er seine Heimat gefunden. Sie können einfach gut miteinander. „Meine Patienten sind meine Familie“, sagt Ballouz. Hier und dort bekommt er nach erfolgter Behandlung ein paar Äpfel geschenkt, manchmal auch eine Packung Eier oder eine freundliche Umarmung zum Abschied. Kaffee und Kuchen gibt es meist sowieso. Besonders die allerältesten Patienten schätzen ihn als Gesprächspartner. Vielleicht verstehen sie sich so gut, weil auch sie, wie Amin Ballouz, einen Krieg erlebt haben.

Als Jugendlicher in den 1970er-Jahren im Libanon hat Ballouz viel Schreckliches gesehen: Mitschüler, die ums Leben gekommen sind. Verletzte, die er versorgen musste. Seine Familie wurde auseinandergerissen. Von dort bis in die Uckermark war der Weg weit: Medizinstudium in Halle, Arbeit als Katastrophenhelfer, eine Praxis in Düsseldorf. Schließlich der Umzug ins ländliche Brandenburg, wo dringend Ärzte gesucht wurden.

Integration, wie kann das konkret aussehen? So wie auf den Bildern von Jonas Ludwig Walter, der Dr. Amin Ballouz mit der Kamera begleitet hat.