Sie hatten niemanden bestohlen, niemanden verletzt oder betrogen, und dennoch saßen James Mwape und Philip Mubiana über ein Jahr lang in Untersuchungshaft. Der Grund war ihre Liebe zueinander. Weil homosexuelle Beziehungen in Sambia verboten sind, landeten beide junge Männer hinter Gittern.

Sambia ist kein Einzelfall, in den meisten afrikanischen Ländern gibt es Gesetze gegen gleichgeschlechtliche Beziehungen und harte Strafen bei Verstößen dagegen. In Uganda droht Schwulen und Lesben lebenslänglich, in Nigeria bis zu 14 Jahre Haft – und in manchen Gegenden theoretisch sogar der Tod.

In vielen Staaten ist das Leben für LGBTIQ*-Personen ein ständiges Versteckspiel. Sie werden ausgegrenzt, beschimpft und geschlagen, verfolgt werden die Täter in der Regel nicht. Im Gegenteil: Meist fühlen sie sich im völligen Einklang mit den Politikern. Der populäre ghanaische Regionalminister Paul Evans Aidoo schlug einst vor, alle Homosexuellen in der von ihm regierten westlichen Region festzunehmen. Die Bürger wurden aufgefordert, Verdächtige zu melden, und Aidoo versprach: „Wir werden alle Anstrengungen unternehmen, um diese Menschen loszuwerden.“ Dabei gibt es im ghanaischen Gesetz noch aus der britischen Kolonialzeit einen Paragrafen, der die Diskriminierung erleichtert. Demnach sind „unnatürliche fleischliche Gelüste“ verboten. Nicht nur in Ghana ist dieses koloniale Relikt ein Hebel, um gegen Schwule und Lesben vorzugehen. 

Was nicht der heterosexuellen Norm entspricht, gilt in vielen Staaten als zweifelhafter Lifestyle aus dem Westen, als unnatürlich und unafrikanisch. In Sambia wurde Appellen an die Menschlichkeit mit dem Argument begegnet, dass es sich bei Homosexuellen gar nicht um Menschen handle. Und selbst wenn moderne Antidiskriminierungsgesetze existieren wie etwa in Südafrika, ist dies nicht unbedingt ein ausreichender Schutz. So werden dort immer wieder Lesben vergewaltigt, um sie von ihrer „Krankheit“ zu heilen (siehe auch „fluter“ Nr. 44). 

Dass afrikanische Homosexuelle so bedrängt werden, liegt auch am Einfluss der Religionen, etwa in Regionen, in denen der Islam rigide ausgelegt wird. Oder dort, wo evangelikale Kirchen große Anhängerschaften haben. So sind in Uganda viele der Gläubigen Mitglieder der Pfingstkirche „International House of Prayer“ aus den USA, die besonders strenge Moralvorstellungen predigt. Und in Ghana riet die mächtige Vereinigung „Christian Council of Ghana“ ihren Mitgliedern vor der letzten Präsidentschaftswahl, keinen Kandidaten zu wählen, der sich für die Rechte Homosexueller starkmacht. 

So bleibt vielen LGBTIQ-Personen als Ausweg nur ein Leben im Verborgenen. Manchmal können sie nicht mal ihren Angehörigen die Wahrheit sagen. So kamen James Mwape und Philip Mubiana in Sambia ins Gefängnis, nachdem sie von ihrer Familie angezeigt worden waren. 

*Abkürzung für Lesbian, Gay, Bisexual, Transgender, Inter-sexual, Queer