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Das ist ja wieder typisch deutsch

„Deutsche sind pflichtbewusst und diszipliniert, sie lieben Ordnung, arbeiten viel und fleißig.“ So sehr dieser Satz auch nach Klischee klingen mag, viele Deutsche würden ihn wohl genau so unterschreiben. Das zeigt diese repräsentative Umfrage: Im Auftrag der „FAZ“ fragte das Institut für Demoskopie Allensbach, ob es so etwas wie einen deutschen Nationalcharakter gibt (57 Prozent: ja, 26 Prozent: nein) und was diesen ausmacht. Schon mal vorab: Egal ob alt oder jung, Grünen- oder AfD-Wähler – dass zum „Deutschsein“ mehr gehört als ein deutscher Pass, da ist sich eine Mehrheit offenbar einig.

Frankfurter Allgemeine Zeitung: „Der deutsche Pass ist nicht genug“

Hat Ur-Opa damals mitgemacht?

In der Online-Community von reddit.com, wo sich sonst auch Angelvideos, Eichhörnchen-Storys und Meldungen über Footballspieler-Gehälter finden, war in dieser Woche ein Beitrag über deutsche Geschichte besonders beliebt. Der User „blulev“ stellte im Bereich „AskReddit“ die Frage: „Deutsche auf Reddit: Wie ist das in der Familie, wenn ein Großvater oder anderer naher Verwandter Teil des Naziregimes war? Wird das einfach ignoriert?“ Für die Lektüre der Antworten braucht es etwas Zeit – die Familiengeschichten sprudelten nur so hervor: Mehr als 9.000 Einträge und Kommentare sind es mittlerweile. „Spiegel Online“ hat einige davon gesammelt und kommentiert.

Spiegel Online: „Und, waren deine Großeltern Nazis?“

Falsche Fische fischt Fischers Fritz

Wo lecker Wildlachs draufsteht, ist auch lecker Wildlachs drin? Leider nein. Die US-amerikanische Non-Profit-Organisation Oceana hat mehr als 200 Studien zusammengetragen, die falsche Kennzeichnungen von Fischereiprodukten dokumentieren. Im Durchschnitt war jede fünfte der weltweit untersuchten Proben falsch etikettiert. Das muss zwar nicht immer bedeuten, dass ein ganz und gar anderes Tier in der Packung steckte als angegeben – sehr wohl aber, dass eine durchaus relevante Information fehlerhaft war: etwa die Herkunft des Fisches, seine Qualität oder die Art, wie er gefangen wurde. Was will Oceana damit sagen? Mehr Transparenz in der Fischereiwirtschaft wäre wünschenswert.

OCEANA: „2016: The Global Reach of Seafood Fraud“ (mit interaktiver Weltkarte)

„Als Mann rieche ich nicht nach Rosen“

Im „i-D“-Magazin ließen sich diese Woche vier junge Fotografen über Sexualisierung, Objektivierung und Gender-Stereotype aus – in Bezug auf Männer. In den vier Interviews erzählen sie, was sie von „Male und Female Gaze“ halten, wie das männliche Schönheitsideal ihrer Meinung nach momentan aussieht und auch, was sie empfinden, wenn sie nackt vor dem Spiegel stehen. Selbst wenn man manches vielleicht schon mal gehört hat – einige Gedanken sind durchaus erhellend.

(PS: Aktbilder gibt’s auch!)

i-D: „Diese Fotografen zeigen eine neue Art des Male Gaze“

Hören

Das Leben geht weiter, auch im Flüchtlingslager

Als Anfang der Woche in dem Flüchtlingscamp Moria auf Lesbos Feuer ausbrach und Tausende Leute evakuiert werden mussten, war sie kurz wieder da, die Aufmerksamkeit der Medien. Wie jedoch der Alltag in griechischen Flüchtlingslagern aussieht, davon bekommen wir kaum etwas mit. Einen kleinen Einblick geben zwei einstündige Hörfunksendungen des US-amerikanischen Podcasts „This American Life“. Weder verharmlosend noch dramatisierend skizzieren sie Geschichten von Flüchtlingen, die versuchen, ihr Leben weiterzuleben – egal wie aussichtslos ihre Lage momentan auch scheint: Da sind etwa Tarek und Hadil, die sich ineinander verliebten, obwohl sie romantische Gefühle auf der Flucht für unmöglich hielten. Oder Youness, im Camp bekannt als der, der einem die Schlangen aus dem Zelt holt (etwa eine pro Tag).

This American Life: „Are We There Yet?“

This American Life: „Don‘t Have to Live Like a Refugee“

Schauen

Virtuell-reelles Töten

Gewalt in Computerspielen ist ja schon lange ein heiß diskutiertes Thema. Durch die neuen Möglichkeiten von Virtual Reality wird die Debatte nun weiter angefeuert. Eine der meistdiskutierten Fragen: Welche Auswirkungen hat es auf die Psyche eines Gamers, wenn er eine (Spielzeug-)Waffe auf einen als real erscheinenden Menschen richtet und abdrückt? Und dann dessen Kopf in 3-D explodieren sieht? Die letzte Ausgabe der dreiteiligen Doku-Reihe „Killerspiele!“ von ZDFinfo geht an das Thema sehr vorsichtig und vielschichtig heran und lässt neben jungen Gamedeveloperinnen auch alte Hasen wie den VR-Pionier Thomas Ferness zu Wort kommen: „Blut und Gehirn spritzt überallhin. Ich sage Ihnen, das werden Sie nie vergessen. Sie werden Albträume haben.“

ZDFinfo: „Killerspiele: Virtual Reality und neuer Streit“

Lesen + Hören + Schauen

Was will man Meer

Dass in der Geschichte der Menschheit um jedes Stückchen Land viel gefeilscht und gekämpft wurde (und wird), ist weithin bekannt. Weniger bekannt ist dagegen, dass inzwischen auch ein hartes Ringen um die Besitzrechte an den Ozeanen begonnen hat. „Wem gehören die Meere?“, wollte Arte wissen und hat sich auf eine lange Recherche begeben. Herausgekommen ist eine aufwendig gestaltete Multimedia-Reportage, die dem Nutzer vor allem im zweiten Teil viel zutraut. Was ist ein „Festlandsockel“, und wie weit reicht er? Warum ist die „Unser-Land-geht-unter-Wasser-weiter-Logik“ so umstritten? Weshalb streiten sich Staaten um jede noch so kleine Insel? Ein audiovisueller Krimi über territoriale Ansprüche, Macht und natürlich: eine Menge Geld.

Arte: „Monopoly der Weltmeere“

Titelbild: Renke Brandt