Thema – Sprache

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Es könnte so einfach sein

Nachrichten, Mietverträge oder Parteiprogramme sind zu wichtig, um sie nicht zu verstehen. Deshalb brauchen sie Millionen Menschen in „Leichter Sprache“. Die liest sich so:

  • So lange, wie du brauchst

Etwa 14 Millionen Menschen in Deutschland brauchen Leichte Sprache.
Leichte Sprache ist eine vereinfachte Form des Deutschen.

Es gibt feste Regeln für Leichte Sprache:
Die Sätze sind kurz.
In jedem Satz steht nur eine Information.
Es gibt fast keine Neben·sätze.
Fremd·wörter und Fach·begriffe werden erklärt.
Oder sie werden durch leichtere Wörter ausgetauscht.

Man benutzt lieber kurze Wörter als lange Wörter.
Und lange Wörter trennt man mit dem Medio·punkt.
Zum Beispiel so: barriere·frei.
So kann man sie leichter lesen.
Außerdem gibt es in der Leichten Sprache fast keine Abkürzungen.

Die Idee zu Leichter Sprache hatten zuerst Menschen mit Lern·schwierigkeiten.
Sie gehörten zum Verein „People First“.
„People First“ ist Englisch.
So spricht man es aus: piepl först.
Auf Deutsch heißt das: Mensch zuerst.

Wer braucht Leichte Sprache?

– Menschen mit Lern · schwierigkeiten
– Menschen, die Deutsch lernen
Menschen mit Schwierigkeiten beim Lesen
– Menschen mit der Krankheit Demenz.
[Menschen mit dieser Krankheit vergessen viele Dinge.]

Leichte Sprache entsteht in Teams.
Eine Person übersetzt Texte.
Und mindestens 2 Personen prüfen die Texte dann.
Sie probieren aus:
Kann ich alles in dem Text gut verstehen?
Sind noch schwierige Wörter im Text?
Oder: Sind die Sätze kurz genug?

Meistens arbeiten die Prüfer und Prüferinnen in einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung.
Dann bekommen sie nur sehr wenig Geld für ihre Arbeit.
Obwohl diese Arbeit sehr wichtig ist.
Und obwohl Menschen mit Lern·schwierigkeiten gut in dieser Arbeit sind.

In Deutschland gibt es verschiedene Gesetze und Regeln.
Zum Beispiel das Grund·gesetz.
Darin steht:
Alle Menschen haben die gleichen Rechte und Chancen.
Niemand soll aus·geschlossen werden.

Das bedeutet auch:
Alle Menschen müssen wichtige Informationen bekommen.
Und sie müssen sie auch verstehen können.
Nur dann wissen sie:
Was passiert gerade in Deutschland?
Und sie können entscheiden: Wie denke ich darüber?
Ohne Informationen kann man nicht mit·reden und mit·bestimmen.

Manchmal gibt es auch Bücher in Leichter Sprache. Oder Wand·texte in Ausstellungen.
Man kann in Leichter Sprache lesen:
Welcher Handy·vertrag ist der richtige für mich?
Oder: Was steht in einem Miet·vertrag?

Viele Parteien übersetzen ihre Wahl·programme in Leichte Sprache.
Und seit 2014 müssen Bundes·behörden auf ihren Internet·seiten Informationen in Leichter Sprache haben.
[Bundes·behörden sind zum Beispiel das Bundes·kanzler·amt oder das Arbeits·amt.]

Dieser Text ist im fluter Nr. 90 „Barrieren“ erschienen

Aber: Klare Regeln zum Thema Leichte Sprache gibt es noch nicht.
Wer muss was in Leichte Sprache übersetzen?
Das wird meistens ohne die Menschen entschieden, die Leichte Sprache brauchen.
Und: Es gibt gute und schlechte Texte in Leichter Sprache.

Viele Menschen hoffen:
Vielleicht kann künstliche Intelligenz bald in Leichte Sprache übersetzen.
Dann wird die Übersetzung von einem Computer gemacht.
Aber bis jetzt geht das noch nicht.
Computer können noch nicht erkennen:
Warum versteht man einen Text in schwerer Sprache oft nicht?

Das bedeutet:
Leichte Sprache geht nur zusammen mit Prüfern und Prüferinnen.

Anmerkung, 9. April 2024: Wir haben nachträglich die Überschrift dieses Textes aus dem fluter-Heft („Deutsch light“) geändert – und eine eingesetzt, die nicht impliziert, Texte in Leichter Sprache seien weniger gehaltvoll oder ungleichwertig.

Dieser Text wurde veröffentlicht unter der Lizenz CC-BY-NC-ND-4.0-DE. Die Fotos dürfen nicht verwendet werden.