„Als sehr viele Leute große Vermögen in Asien verloren hatten, brach das Kreditgeschäft in Rom wegen der geminderten Zahlungsfähigkeit zusammen. Es ist nämlich unmöglich, dass viele Menschen Hab und Gut einbüßen, ohne dass sie noch andere mit sich ins gleiche Unglück reißen. Bewahrt den Staat vor dieser Gefahr!“

Was an die Finanzkrise von 2008 erinnert, stammt eigentlich aus dem antiken Rom. In einer Rede vor dem Senat beschreibt der Anwalt und Prätor Marcus Tullius Cicero 66 v. Chr., was damals passierte. So wie Kleinasien die Krise nach Rom brachte, breiten sich oft anfänglich regionale Krisen auf die globale Wirtschaft aus. Ciceros Antwort auf das Problem und dessen Lösung ist zum Glück heute nicht mehr an der Tagesordnung: Er forderte Krieg. Durch das neu eroberte Land und dessen Wohlstand sollten die Schulden wieder getilgt werden.

Geldsorgen bei den Habsburgern

Seit der Eurokrise denkt man bei dem Wort „Schulden“ sogleich an Griechenland. Dabei galt lange Zeit ein ganz anderes Land als Paradebeispiel für den Pleitestaat: Österreich.
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts schwelgt die Habsburgermonarchie im Überfluss. Während Napoleon auf seinem Siegeszug durch Europa ist, sorgt man sich in Österreich so gar nicht um das liebe Geld. Die Kriegskonjunktur lässt die Geschäfte florieren. Kaiserin Maria Ludovica gibt sogar in Auftrag, „exotische Gemächer“ in der Hofburg zu erbauen – 1808 eröffnet der Apollosaal, ein Ort des Vergnügens. Doch als Wien 1809 von Napoleon besetzt wird, löst sich der einstige Wohlstand in Luft auf. Der Staatsbankrott folgt zwei Jahre später.

Finanzkrisen gehörten bei den Habsburgern jahrhundertelang dazu: Allein die spanische Linie der Dynastie musste von 1557 bis 1700 sechsmal einen Zahlungsausfall verkünden. Fünfmal gerieten die Wiener Habsburger im Verlauf des 19. Jahrhunderts in Zahlungsschwierigkeiten.

Die Tulpenkrise im 17. Jahrhundert

Die Niederlande im 17. Jahrhundert: Gegenstand der für Finanzkrisen typischen Spekulationsblase waren Tulpen. Sie waren damals in Mitteleuropa kaum bekannt und wegen ihrer leuchtenden Farben und ihrer Seltenheit zum Statussymbol geworden. Vom Handel mit den Tulpenzwiebeln versprachen sich viele das schnelle Geld. Da die Zwiebeln rar waren, handelte man aber nicht mit Tulpenzwiebeln, die man tatsächlich besaß, sondern mit dem Anrecht auf ihren Besitz – wie es heute auch an der Börse üblich ist. In den 1630er-Jahren erreichten die Preise für Tulpenzwiebeln ihren Höchststand. Einige Historiker gehen davon aus, dass eine Zwiebel bis zu 5.000 Gulden kostete – für das Geld bekam man damals ein gut ausgestattetes Eigenheim. Das war irgendwann selbst den Reichen zu teuer – im Februar 1637 platzte die Blase: Käufer blieben aus, die Preise fielen schneller, als sie gestiegen waren.

Der Börsencrash 1929 in New York

Die Goldenen Zwanziger bescherten der Wirtschaft einen Aufschwung und damit einen Optimismus, von dem die Menschen sich zur Spekulation hinreißen ließen. Der angestrebte Lebensstandard – jeder wollte etwa ein Auto oder ein Radio besitzen – wuchs rasant. Die Einkommen stiegen jedoch nicht schnell genug, um diese Bedürfnisse zu befriedigen. So versuchten auch weniger Wohlhabende ihr Glück mit den großzügigen Krediten der Banken. An der Börse kaufte man auf Pump, Spekulanten trieben den Aktienpreis immer weiter in die Höhe. Doch mit einem einsetzenden Konjunkturabschwung fielen Kursgewinne aus, Wertpapiere wurden nicht mehr nachgefragt.

Am 24. Oktober 1929 brachen die Kurse ein, und der US-Aktienmarkt verlor über 50 Prozent seines Wertes. Beginnend mit diesem sogenannten „Schwarzen Donnerstag“ geriet die US-Wirtschaft für rund ein Jahrzehnt in eine starke Abwärtsspirale – die „Große Depression“. Deflation, Bankenkrisen, Massenarbeitslosigkeit sowie soziale und politische Unruhen waren die Folge. Und nicht nur die Vereinigten Staaten hatten darunter zu leiden, sondern auch die Länder, die volkswirtschaftlich eng mit den USA verbunden waren.

Zwischen 1929 und 1933 ging infolge des Börsencrashs fast jede zweite amerikanische Bank pleite. Auch in Europa bedeutete dies das Aus für zahlreiche Banken. Als dort 1930 der Konsum einbrach, gleichzeitig die Arbeitslosigkeit stieg und die Steuereinnahmen zurückgingen, war die Krise auch in Europa angekommen.

Die Erfahrung zeigt: Die Welt hat schon viel mehr als einen Crash erlebt. Denn Finanzkrisen sind Teil unseres Wirtschaftssystems – und sie können sich auch in Zukunft wieder ereignen.

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