Baldrian fürs Volk: Von diesem Podcast wird man noch hören
Christian Drosten ist Deutschlands gefragtester Virologe. Der Leiter des Instituts für Virologie der Berliner Charité berät das deutsche Bundesgesundheitsministerium und Behörden zum Coronavirus, sitzt in Krisenstäben und Talkshows und ist trotzdem stets auf dem neuesten Stand der Forschung. Sein Wissen gibt er in einem täglichen Podcast weiter und sagt, was die Politik machen sollte, was die Wissenschaft weiß und warum er Bier in Bars niemals aus Gläsern, sondern immer aus der Flasche trinkt. Prof. Dr. Drosten, der im Fernsehen manchmal wie ein besonders zutraulicher Pudel direkt in die Kamera blickt, trägt das alles so verständlich und gelassen vor, dass man traurig ist, wenn seine beruhigende Stimme nach 30 Minuten verstummt. Zum Glück wird es am nächsten Vormittag eine weitere Folge geben.
NDR Podcast „Corona Virus Update“
Sag alles ab! Ein Song wie eine Corona-Parole
Tocotronic ist eine Parolenfabrik („Im Zweifel für den Zweifel“, „Ich möchte Teil einer Jugendbewegung sein“, „Aber hier leben, nein danke“). Wie für jede Lebenslage hat die Hamburger Band auch für pandemische Zeiten einen eleganten Leitsatz parat: „Sag alles ab“. Als radikale Absage an die Leistungsgesellschaft lobt der Song das Nichtstun – von dessen Segen sich jetzt viele überzeugen lassen können. Auch die Bundesregierung und das Robert Koch-Institut (hier gibt es immer aktuelle Infos) raten inzwischen dazu, Sozialkontakte und Veranstaltungen weitgehend zu meiden, um die Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen.
Lesen
Nicht nur für Statistiknerds: Warum wir jetzt handeln müssen
Bei all den Meldungen, Anweisungen und Tipps verliert man schnell den Überblick, was jede/-r Einzelne nun eigentlich tun sollte. Der Autor Tomas Pueyo beantwortet diese Frage auf seinem medium.com-Blog klar und ausführlich und wurde dafür millionenfach mit Klicks belohnt: Warum hat China vieles richtig und die USA oder Italien vieles falsch gemacht? Warum infizieren sich 40 Prozent mehr Menschen, wenn bestimmte Maßnahmen einen Tag zu spät umgesetzt werden? Wer die Hintergründe der Ausbreitung und die besten Wege der Eindämmung kennen will, sollte sich die Zeit für diesen Longread nehmen. Nebeneffekt: Man versteht endlich, wozu man im Matheunterricht Exponentialfunktionen durchgekaut hat. Sie zu verstehen kann Leben retten.
… und zur deutschen Übersetzung
Ein Antihysterikum
Ay, Corona! Die Zahl der Corona-Neuinfektionen in Deutschland schnellt hoch. Uns hat das überrascht und verunsichert – euch auch? Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung hat das beste Antihysterikum: Fakten.
Hier sind Antworten auf 15 häufige Fragen aus der Bevölkerung
Für Fakteninfizierte sammeln Recherchekollektive wie Correctiv verlässliche Quellen zu Neuinfizierungen, Risikogebieten oder Auslandsreisen:
Corona-Faktsheet von Correctiv
Sehen
Atemnot macht erfinderisch
Fragt man in Apotheken nach Mundschutz, lautet die Antwort dieser Tage meist: Ausverkauft! Atemschutzmasken werden in rauen Mengen aus Kliniken gestohlen (unter anderem der Kinderintensivstation an der Berliner Charité), kiloweise aus der Türkei geschmuggelt und im Internet zu verrückten Preis verhökert. Das Absurdeste daran: Sie helfen gar nicht zwingend gegen eine Neuinfektion mit Corona. Zumindest vermindert ein Mundschutz laut Robert Koch-Institut das Ansteckungsrisiko für eine gesunde Person nicht signifikant. Manche wollen trotzdem nicht auf einen Mundschutz verzichten und basteln ihn sich selbst. Der deutsch-namibische Fotograf Max Siedentopf hat einige Provisorien abgelichtet.
Max Siedentopf: „How to survive a deadly virus“
Do’s and Don’ts: im Hausarrest
Das Gruppenreferat gestern mit einer Infizierten gehalten? Im Kino neben einem fiebrigen Huster gesessen? Oder selbst positiv auf Corona getestet? Wen es erwischt hat oder wer als gefährdet gilt, hat zwei Wochen Hausarrest. Und zwar ohne Ausnahme: kein Beinevertreten, kein Gassigehen, kein Mal-eben-Zigaretten-Holen. Wer sich nicht dran hält (Kontrollanrufe!), dem winken bis zu zwei Jahre Knast. Überrascht? Dann besser hier noch mal nachgucken.
We are all in this together
… beziehungsweise: not in this together. Wer unter Quarantäne steht oder vorsorglich (und vorbildlich!) zu Hause bleibt, kriegt es vielleicht nicht so mit – aber draußen ist es ganz schön ruhig geworden. Diese Fotostrecke zeigt, wie gespenstisch ein Fußballstadion in Italien, ein Busbahnhof in Bangkok oder eine Kreuzung in Tokio wirkt, wenn keine Menschenseele zu sehen ist. Und auch: wie schön.
The Atlantic: „When Everyone Stays Home: Empty Public Spaces During Coronavirus“
Unter die Haut
Weltweit arbeiten cirka drei Dutzend Institute unter Hochdruck an einem Impfschutz gegen Corona. Bis es spritzbereit soweit ist, wird es aber noch mindestens ein Jahr dauern. Älteren oder chronisch kranken Menschen raten Mediziner deshalb in der Zwischenzeit zu einer Pneumokokkenimpfung. Doch manche glauben, dass Impfen eher schadet als hilft. Dieses Video ist ein fundierter Crashkurs in Sachen Immunsystem. Und räumt solche Zweifel für immer aus.
Titelbild: Mahshad Jalalianmajidi/Middle Eastern Images/laif