„Bioenergiedorf Jühnde – einmalig in Deutschland“, mit diesem Schild empfängt das Dorf bei Göttingen seine Besucher. Viele kommen, um das Einmalige zu sehen: Seit einem Jahr versorgt sich das Dorf mit Strom und Wärme selbst. Am Dorfrand steht der Bioreaktor, in dem die Gülle von 700 Rindern und 1500 Schweinen mit Biomasse wie Mais oder Sonnenblumen vermischt wird und gärt. Das Methangas, das so entsteht, treibt ein Blockheizkraftwerk an, das das Dorf mit Wärme versorgt und jährlich rund vier Millionen Kilowattstunden Strom liefert, der teilweise ins öffentliche Netz fließt. Abgesehen von Kinderkrankheiten läuft die Anlage tadellos. „Tatsächlich scheitern solche Projekte oft nicht an der Technik, sondern an der Zustimmung der Bürger“, sagt der Göttinger Professor Hans Ruppert, einer der Väter des Bioenergiedorfs. „Dass sich in Jühnde so viele beteiligen, ist die eigentliche Leistung.“ Mehr als zwei Drittel der 800 Bewohner fanden die Idee so gut,dass sie zu den staatlichen Fördermitteln 2500 Euro pro Haushalt beisteuerten. Dafür spart jeder Haushalt 750 Euro Heizkosten jährlich. Die meisten Bauern bauen jetzt Biomasse an. Nach der ersten Ernte klagten sie über Verdienstausfälle, abgesprungen ist aber niemand. Im Landkreis sollen in zwei bis drei Jahren fünf weitere Dörfer auf Bioenergie umsteigen. Als Modell für ganz Deutschland taugt Jühnde aber nicht. Dann nämlich müssten drei Viertel der Staatsfläche zu Feldern für Biomasse werden.