Es gibt da ein Vermittlungsproblem, wenn es um Zahlen und Statistiken geht. Sie werden en masse produziert und spielen in der Politik eine wichtige Rolle – aber der Öffentlichkeit sind komplizierte Zahlenwerke nur bedingt zu vermitteln. Statistiken sind eben nicht so besonders sexy. Darüber kann auch nicht hinwegtrösten, dass allenthalben von „nackten“ Zahlen und Tatsachen die Rede ist, die bestimmte Sachzusammenhänge angeblich schonungslos offenlegen sollen.
Also hat der Offenbacher Künstler Lukas Sünder nachgeholfen und aus schnöden Balkendiagrammen Stoffpuppen („Statistic Dolls“) in einem Pin-up-Kalender gemacht. So wollüstig haben sie noch nie um Aufmerksamkeit gebuhlt: Arbeitslosenstatistiken, Mietpreisprognosen, Staatsverschuldungen – allen Bildern liegen echte Statistiken, Prognosen und sonstige empirische Daten zugrunde. Die Porno-Ästhetik ist eine schöne Persiflage auf beides: den Zahlenfetisch der Politik sowie eine Medienöffentlichkeit, die alles immer schön einfach und sexy präsentiert bekommen möchte.
Es ist nicht das erste Mal, dass der Künstler politische Diagramme dreidimensional umsetzt und dann in einen ungewöhnlichen Kontext einbettet. So stellte er schon Szenen aus Hamlet wie auf einem Bühnenbild mit Statistic Dolls des Nahost-Konflikts nach.