Es gibt da ein Vermittlungsproblem, wenn es um Zahlen und Statistiken geht. Sie werden en masse produziert und spielen in der Politik eine wichtige Rolle – aber der Öffentlichkeit sind komplizierte Zahlenwerke nur bedingt zu vermitteln. Statistiken sind eben nicht so besonders sexy. Darüber kann auch nicht hinwegtrösten, dass allenthalben von „nackten“ Zahlen und Tatsachen die Rede ist, die bestimmte Sachzusammenhänge angeblich schonungslos offenlegen sollen.
Also hat der Offenbacher Künstler Lukas Sünder nachgeholfen und aus schnöden Balkendiagrammen Stoffpuppen („Statistic Dolls“) in einem Pin-up-Kalender gemacht. So wollüstig haben sie noch nie um Aufmerksamkeit gebuhlt: Arbeitslosenstatistiken, Mietpreisprognosen, Staatsverschuldungen – allen Bildern liegen echte Statistiken, Prognosen und sonstige empirische Daten zugrunde. Die Porno-Ästhetik ist eine schöne Persiflage auf beides: den Zahlenfetisch der Politik sowie eine Medienöffentlichkeit, die alles immer schön einfach und sexy präsentiert bekommen möchte.
Es ist nicht das erste Mal, dass der Künstler politische Diagramme dreidimensional umsetzt und dann in einen ungewöhnlichen Kontext einbettet. So stellte er schon Szenen aus Hamlet wie auf einem Bühnenbild mit Statistic Dolls des Nahost-Konflikts nach.

Immer weitere Verbreitung: prognostizierter Absatz von E-Books in Deutschland. Von 1,5 Mio. zwischen 2009 und 2010 auf rund 61 Mio. 2014/2015.
(Robert Schittko)
Die kennt man noch aus dem Schulunterricht: die deutsche Alterspyramide. Was mal einem Tannenbaum ähnelte, wird künftig zu einem Dönerspieß.
(Robert Schittko)
Da werden sich die US-Anbieter von Cloud-Dienstleistungen bedanken: Ihre Einbußen wegen des NSA-Skandals werden für 2016 auf bis zu 22,8 Mrd. US-Dollar geschätzt.
(Robert Schittko)
Seit der Causa Hoeneß sichtbar angestiegen: die Zahl der Selbstanzeigen in Sachen Steuerhinterziehung.
(Robert Schittko)
Eine alte Bekannte: die Arbeitslosenstatistik. Alle Zahlen zeigen den Jahresdurchschnitt. Aktuell (und natürlich nur vorläufig) 2,96 Mio. Menschen.
(Robert Schittko)
Rechtsruck: Zugegeben, nicht ganz einfach zu erkennen, aber diese Statistik soll die Erfolge rechtspopulistischer Parteien bei der letzten EU-Wahl veranschaulichen.
(Robert Schittko)
In den vergangenen Jahren immer weiter gesunken: der Anteil abgelehnter Asylanträge (hier bis 2014, als rund ein Drittel aller Anträge abgelehnt wurde).
(Robert Schittko)
Kein Wunder: Die Anzahl mobiler Breitbandanschlüsse steigt und steigt und steigt. Wenn sie nicht – wie hier – verkehrt herum auf dem Boden liegt.
(Robert Schittko)
Der gesetzliche Mindestlohn im Vergleich: von 2,31 Euro in Polen bis 9,11 Euro in den Niederlanden.
(Robert Schittko)
Staatsverschuldung in ausgewählten EU-Staaten im Vergleich 2014–2015. Wie war das noch gleich mit dem Fiskalpakt?
(Robert Schittko)
Die Mietpreisprognosen für verschiedene deutsche Städte. Es zeigt sich: Ob München oder Bremerhaven, macht einen großen Unterschied.
(Robert Schittko)