»Die Welt ist, was der Fall ist.« Als der Philosoph Ludwig Wittgenstein seinen ersten Versuch eines logischen Systems der Welt als Sprache in den Wirren des Ersten Weltkriegs entwarf, fand die mediale Vermittlung von Welt durch Zeitungen, Litfaßsäulen, Telefon und Telegrafen statt. Wir sind heute einen Weltkrieg und drei Medienrevolutionen weiter. Jetzt ist nur etwas der Fall, wenn es in den Medien zirkuliert. Und das System der Medien ist wieder mitten in einer Revolution  Hatte sich nach der Etablierung des Fernsehens im Westen ein Gleichgewicht der Massenmedien herausgebildet, das den Verlegern stattliche Gewinne und dem Journalismus einige Sternstunden und hohes Ansehen verschaffte, ist nun beides prekär geworden. Mit dem Internet herrscht ein Metamedium als Plattform für alle Inhalte, die sich digitalisieren lassen. Alles kommt ins Schwimmen.

Die Grenzen zwischen Sender und Empfänger verschwimmen. Beschleunigung, Vernetzung der Kommunikation weltweit in Echtzeit, verlustfreies Kopieren sind erste Stichworte, um die noch im Fluss befindliche Wandlung zu erfassen. Strukturkonservatismus ist an der Stelle zum Scheitern verurteilt oder nur um den Preis von Zensur und Autokratie zu haben. Wertkonservativ zu sein kann hier aber nicht schaden. Denn guter Journalismus, eine funktionierende vierte Gewalt ist unverzichtbar, vielleicht mehr denn je. fluter unternimmt einen Streifzug durch die Medienlandschaft von heute, quer durch alle Erscheinungsformen. Immer im Blick: die Macht der Medien – zum Guten und zum Schlechten. 

Die aktuelle Medienrevolution ist auch eine universale Zerstreuung, oder eine massenmediale Säkularisierung. Es sind nicht mehr die Wenigen, die den Vielen unwider sprochen sagen, wo es langgeht. Inzwischen ist in den sozialen Netzwerken, in Blogs und Twitterfeeds das Stimmengewirr der Massen permanent öffentlich geworden. Und die Forderung Wittgensteins klingt noch utopischer: »Wovon man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen.« Schön wär’s.