Die Invasion der Pokémons schreitet voran. Erst eine Woche ist es her, dass Nintendo sein Augmented-Reality-Spiel „Pokémon Go“ in den USA, Australien und Neuseeland veröffentlicht hat – und doch bricht es bereits alle Rekorde: Nach nur 13 Stunden sitzt es auf dem Thron der iOS-App-Charts. „Pokémon Go“ zählt bereits mehr tägliche Nutzer als Twitter. Und wurde in den USA sogar schon auf mehr Android-Telefonen installiert als die Dating-App „Tinder“. Und das will was heißen.

Die Realität hinter der Behauptung, Pokémon Go verhelfe zu einem gesünderen Lebensstil

Am meisten dürfte sich wohl Nintendo selbst über den Hype freuen: Seit dem Release legte die Aktie des japanischen Unternehmens um mehr als 50 Prozent zu. Auf sämtlichen Social-Media-Kanälen gibt es eine Welle überwiegend enthusiastischer Meldungen. Die App, die mit Hilfe von Handykamera, GPS und Bildschirm kleine Monster in die echte Umgebung projiziert, die die Spieler fangen müssen, um Punkte zu sammeln, animiere dazu, Sport zu treiben und rauszugehen. „I work from my desk on my computer all the time […]. Man, it’s nice to get outside!“, staunt beispielsweise der US-amerikanische YouTuber ADrive in einem Video – kurz bevor er von „real life bugs“ angegriffen wird. Nutzer berichten außerdem über ein Nachlassen chronischer Angststörungen durch „Pokémon Go“, mehr Freude am Leben und ihrer Umgebung: „I lived near this place for a very long time and I have never actually come and visit“, freut sich ADrive mit weit aufgerissenen Augen über einen Park in Connecticut.

Eine Menge Tweets werfen in diesen Tagen Datenschutz-Fragen zu Pokémon Go auf

Doch während die Spieler fleißig Pokémons sammeln, sammeln Nintendo und der Softwareentwickler Niantic, eine ehemalige Google-Tochter, fleißig Daten. Zwar wurde ein Fehler, der dem Entwickler uneingeschränkten Zugriff auf Google-Konten der Nutzer gewährte, mittlerweile behoben (man muss sich für Pokémon Go mit seinem Google-Konto anmelden). Ein Blick auf die Privatsphäre-Bestimmungen der App lässt Datenschützer aber skeptisch werden. Da steht zum Beispiel: „Wir erheben bestimmte Informationen, die Ihr Mobilgerät sendet, wenn Sie unsere Services nutzen, wie Geräteerkennung, Nutzereinstellungen und das Betriebssystem Ihres Gerätes sowie Informationen über Ihre Nutzung unseres Services, während Sie das Mobilgerät verwenden.“ Welche Daten das genau sind, steht indessen nirgendwo. Da „Pokémon Go“ ein ortsbasiertes Spiel ist, nutzt es GPS-Infos, und dadurch weiß Nintendo sehr genau, wer wann wo war. Der Spieler räumt dem Betreiber außerdem das Recht ein, personenbezogene Infos aus Sicherheitsgründen mit Regierungen, Ermittlungsbehörden oder „privaten Beteiligten“ zu teilen. Und das alles „nach eigenem Ermessen“.

Schon die begeisterten Nutzer in den USA, Australien und Neuseeland haben die Pokémon-Server bereits heillos überlastet. Die neugierigen Zocker hierzulande freuen sich, dass sie seit dem offiziellen Deutschland-Start an diesem Mittwochmorgen jetzt auch auf Pokémon-Jagd gehen können. Der leicht verzögerte Start hat für die ungeduldig wartenden Fans aber auch ein Gutes: Sie haben zumindest ausreichend Zeit gehabt, sich die Datenschutzrichtlinien vorm Download der App nochmal in aller Ruhe durchzulesen.