„Ich habe es für die Toten von Orlando getan.“ So begründete ein Hacker namens WauchulaGhost eine Aktion, mit der er viele hundert Twitter-Accounts des sogenannten Islamischen Staats (hier im Folgenden „Daesh“) und Sympathisanten der Terrormiliz gekapert hat, um ihnen mit den Farben und dem Formenarsenal der Gay Community einen ganz neuen Anstrich zu geben.

Wo vorher Dschihadisten zu sehen und ihre hasserfüllten Parolen zu lesen waren, hat WauchulaGhost Regenbogenflaggen gehisst beziehungsweise die Symbole von Daesh darauf in deren Vordergrund montiert. Den Gotteskrieger mit dem Twitter-Namen „@gi_h_a_d35“ hat er sogar mit Hilfe eines Grafikprogramms in einen rosafarbenen Umhang gekleidet und ihm in den Mund gelegt: „Hallo, Welt. Es wird Zeit, euch ein kleines Geheimnis zu verraten ... ich bin schwul und stolz darauf!“

Die Aktion des Hackers ist eine Reaktion auf den entsetzlichen Anschlag auf einen Club der LGBT-Community in Orlando, Florida, bei dem in der Nacht vom 11. auf den 12. Juni 50 Menschen ermordet und 53 weitere verletzt wurden. Zwar ist die Frage, wie der Attentäter in Verbindung mit Daesh stand, von den Ermittlungsbehörden noch nicht im Einzelnen geklärt. Doch hatte der Mann noch kurz vor seiner Tat seine Sympathie für Daesh bekundet. Und die Homophobie der islamistischen Terroristen ist umfassend dokumentiert. Homosexualität gilt ihnen als Sakrileg, das mit dem Tod bestraft wird – was von Daesh-Mitgliedern auch schon mehrfach in die Tat umgesetzt wurde. So wurden Mitglieder der LGBT-Szene öffentlich vor laufenden Kameras hingerichtet.

WauchulaGhost gehört zu dem Hacker-Netzwerk „Anonymous“, das der Terrormiliz schon nach den Anschlägen von Paris den Cyberwar erklärt hat. Aktionen wie die von WauchulaGhost werden Daesh nun sicher nicht ins Wanken bringen. Aber sie sind ein Zeichen.

„Daesh hat sich zu dem Angriff bekannt und ihn verherrlicht“, sagt WauchulaGhost. „Auf diese Weise möchte ich für diejenigen eintreten, die hier ihr Leben verloren haben. Ein Anschlag auf unschuldige Menschen wird nicht toleriert.“ Er betonte, dass die Aktion den dschihadistischen Extremisten gelte. „Viele Mitglieder in unserem Hacker-Kollektiv sind Muslime, und wir alle respektieren jede Religion, solange sie keine unschuldigen Menschen angreift.“

Damit andere Hacker sich an diesem Angriff beteiligen können, hat WauchulaGhost ihnen die notwendigen Kontaktinformationen per Tweet zukommen lassen.