Was passiert?

Daje ist 17, schwarz und lebt in einer ärmlichen Gegend in St. Louis, Missouri. Zunächst dreht sich die Doku „For Ahkeem“ um die üblichen Teenager-Probleme: Haare, Jungs, doofe Lehrer, doofe Eltern, alles doof. Doch dann verliebt sich Daje in Antonio. Sie schläft mit Antonio. Sie bekommt ein Kind von Antonio – während dieser wegen Autodiebstahls in den Jugendknast wandert. Das Mädchen wird nun schnell zur Frau, die ihren Highschool-Abschluss bekommen möchte, um ihrem Sohn Ahkeem ein besseres Leben zu ermöglichen.

Was zeigt uns das?

„For Ahkeem“ zeigt uns ein Land weit abseits des American Dream – denn dieser im amerikanischen Bewusstsein verwurzelte Aufstiegsglaube übersieht die seit Jahrzehnten stattfindende, unveränderte Diskriminierung Schwarzer in den USA. Schwarze US-Bürger werden auf dem Wohnungs- und Arbeitsmarkt öfter benachteiligt, sie verdienen im Schnitt weniger, sie besuchen weniger gute Schulen und Colleges als Weiße, sie machen seltener ihren Abschluss und sie werden häufig Opfer von Racial Profiling. Das sagt der Film nie direkt, er nennt keine Zahlen, Daten, Fakten, aber er sagt es auf die Art, wie er über Dajes Leben berichtet.

Wie wird’s erzählt?

Mit viel Zeit – die US-Regisseure Jeremy S. Levine und Landon Van Soest begleiten Daje und ihre Familie über Jahre hinweg. So vermeiden sie Zuspitzungen und übergestülpte Dramaturgien. Den Filmemachern gelingt es dafür, das Leben der jungen Frauen in zahlreichen Details einfangen. Etwa wenn im Hintergrund der Fernseher läuft und Tausende für Michael Brown und gegen Polizeigewalt im nicht weit entfernten Ferguson auf den Straßen protestieren. Oder wenn hinter vielen Namen in Dajes Jahrbuch in Klammern „R.I.P.“ steht.

Stärkste Szene

Als Daje eine Ultraschalluntersuchung beim Frauenarzt machen lässt und auf dem Bildschirm die Umrisse ihres Babys sichtbar werden. „Ein Junge“, sagt die Ärztin. „Ein Junge!“, sagt Daje und lächelt. Dann erklärt die Gynäkologin alle Einzelheiten, während die Kamera lange auf dem zweifelnd-betrübten Gesicht des werdenden Vaters verharrt.

Ideal für... … alle Fans kluger, wenn auch nicht immer einfacher Dokus.

„For Akheem“, Regie: Jeremy S. Levine, Landon Van Soest, USA 2017, 89 Min.

Foto: Berlinale