Es sollte nur ein Scherz sein, und auf YouTube sollte das Gespräch natürlich auch nicht landen. „Wir haben schon die Krim, aber das ist noch lange nicht alles“, tönte der russische Botschafter in Eritrea in einem Telefonat mit seinem Amtskollegen in Simbabwe und fügte an: „Künftig werden wir auch Katalonien, Venedig, Schottland und Alaska einnehmen.“ Eine ziemliche Geschmacklosigkeit, die die Weltöffentlichkeit empörte – allerdings gibt es zumindest in Alaska einige Bürger, die tatsächlich davon träumen, zu Russland zu gehören.
Am 21. März letzten Jahres startete ein US-Amerikaner aus dem 49. Bundesstaat eine Kampagne mit dem Titel „Alaska back to Russia“. Auf der Website des Weißen Hauses, auf der man Petitionen erstellen kann, begründete er seinen Vorstoß unter anderem damit, dass es vor 16.000 Jahren zwischen Nordamerika und Russland eine Landverbindung gab – dort, wo sich heute mit der Beringstraße eine eisige Meerenge zwischen Asien und Amerika befindet. Damals hätten sibirische Völker in Alaska gesiedelt. Tatsächlich war Alaska einst eine russische Kolonie, bis Zar Alexander II. 1867 aufgrund der prekären finanziellen Situation nach dem sogenannten Krimkrieg beschloss, das ohnehin fast menschenleere und unrentable Land an die USA zu verkaufen.
Dieser Kauf war mit einem Preis von nur 4,74 Dollar pro Quadratkilometer einer der billigsten Landkäufe der Geschichte. Dennoch gab es in den USA eine Menge Gegner, die es nicht fassen konnten, dass der damalige US-Präsident Andrew Johnson ein riesiges „Eisbärengehege“ erwarb. Doch der Kauf erwies sich als Glücksgriff: Nur wenige Jahrzehnte später wurde in Alaska Gold gefunden, am Klondike River setzte ein wahrer Goldrausch ein. Rund 70 Jahre später, 1968, entdeckte man zudem an der Polarmeerküste riesige Erdölfelder, die bis heute zum Wohlstand der USA beitragen. Kein Wunder also, dass es immer wieder russische Politiker gab, die den Verkauf Alaskas am liebsten rückgängig gemacht hätten. In den USA stellte man sich aber stets taub, wenn es um den Status der größten Exklave der Welt ging.
Natürlich hat auch die Petition „Alaska back to Russia“ nichts daran geändert – obwohl sie durchaus auf Resonanz stieß. Nach drei Tagen hatten den Antrag schon 14.000 Personen unterschrieben, nach zwei Wochen 35.000. Beachtlich, denn Alaska hat nur 700.000 Einwohner. Allerdings wird eine Eingabe erst dann vom Weißen Haus beantwortet, wenn sie mindestens 100.000 Leute für sich gewinnt – und das innerhalb eines Monats. Und so scheiterte das Gesuch mit gut 42.000 Unterzeichnungen am Ende doch recht deutlich. Vielleicht hat der Urheber der Petition zu einem späteren Zeitpunkt mehr Erfolg mit seinem Anliegen: Irgendwann werden die Erdölquellen in Alaska erschöpft sein.
Illustration: Jindrich Novotny