Soul, Funk, HipHop – viele Musikstile haben schwarze Wurzeln und dienten oft als Medium kultureller Selbstbestimmung in einer ungleichen Gesellschaft. So thematisiert der in den afroamerikanischen Gettos der USA entstandene HipHop bis heute die Diskriminierung von Schwarzen und propagiert deren machtvolle Zurückweisung durch eigene Stile in Musik, Mode und Kunst. Gleichzeitig wurde HipHop im Zuge einer globalen Merkantilisierung zum Soundtrack weißer Mittelschichtkids und Fundus weißer Interpreten.
Beim Afropunk handelt es sich umgekehrt um die Aneignung einer ziemlich weißen Jugendkultur durch schwarze Künstler. Es waren Jugendliche in US-amerikanischen Großstädten, die sich auf der Suche nach Wegen jenseits der ausgetretenen popkulturellen Pfade auf die von weißen Kids dominierte Hardcoreund Punk-Szene stürzten und etliche eigene Biotope fernab medial verbreiteter Klischees von Jugendkultur bildeten: Skatepunks, schwarze Grunge-Hörer, Funkcore-Fans. Sie alle schrien aus voller Kehle: Du kannst als schwarzer Jugendlicher etwas anderes sein als HipHopper! Die immer beliebter werdenden Afropunk-Festivals in Brooklyn, Atlanta, Paris und neuerdings auch in London sind Feiern des Übertretens der oft starren Koordinaten popkultureller Systeme. Besonders in Zeiten der wachsenden Black-Lives-Matter-Bewegung, die sich gegen den sturen Rassismus in weiten Teilen der USA und in Teilen der Polizei richtet, ist Afropunk ein kraftvolles Feld adoleszenter Selbstbestimmung.
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