Im Kanada der Sechzigerjahre kämpfen Menschen für die Unabhängigkeit der Provinz Québec, manche mit Bomben und Gewehren. Einer von ihnen ist der Schüler Jean Corbo. Radikalisiert durch die Bewegung macht er weiter bis zum unausweichlichen Ende. Corbo ist ein sehr politischer Film, zu dem wir nach Ende der Vorstellung im Foyer des Kinos etwas Meinungsforschung mit der Kamera betrieben haben. Unser fluter.de-Praktikant Damian konnte sich unterdessen nicht so wirklich einen Reim auf den Film machen – und dann plötzlich ganz viele. Seine Rezension in Gedichtform kann man unten lesen.
Es ist schon lang dunkel, die Uhr zeigt halb acht,
der Abend ist jung, man überlegt, was man macht.
Ich blätter im Programmheft, schlürf meinen Tee,
und seh, es läuft ein Film im HKW!
Ich pack meine Sachen, mir bleibt nicht viel Zeit,
der Weg ist zu Fuß nämlich schon ziemlich weit.
Rechtzeitig komm ich im Kinosaal an,
die Farbpigmente fügen sich zum Berlinale-Logo zusammen.
Der Hauptdarsteller leiht dem Film seinen Namen:
„Corbo“ ist ein Kanadier in jungen Jahren.
Er lebt im französischen Teil von dem Land,
in Quebéc, dem Gebiet am östlichen Rand.
Der Film spielt in den 60er-Jahren,
einer Zeit, in der die Lebensumstände ganz anders waren.
Eine englischsprachige Elite kontrolliert das wirtschaftliche Geschehen,
ein Umstand, den viele Quebecer als kritisch ansehen.
Auch Corbo sieht als Befreiung des bestehenden Leid,
die Unabhängigkeit Quebecs als einzige Möglichkeit.
Obwohl seine Eltern reich sind oder gerad deswegen,
scheint Corbo besonders radikale Gedanken zu hegen.
Schon bald tritt Corbo in Aktion,
wird Mitglied einer marxistischen Organisation.
Die Vereinigung wächst, und schon bald
macht sie auch vor Gewalt keinen Halt.
Nacht für Nacht zieht Corbo nun los in Kompanie
von Francois und der schönen Julie.
Zusammen legen sie Bomben aus
und schmieren separatistische Parolen ans Haus.
Die neue Aufgabe verändert sein Leben,
er muss sich eine zweite Identität zulegen,
und distanziert sich immer mehr von seinem pére,
ist kaum zu Hause, sieht ihn nicht mehr.
Politik ist in diesem Streifen das zentrale Motiv,
doch das läuft leider ziemlich schief.
Zu wenig Informationen erhält man über den Hintergrund,
das ist fatal, denn der ist profund.
Das meiste an Hintergrundwissen für dieses Poem,
musst' ich mir im Netz angesehn.
Und trotzdem bleibt der Film bis zum Schluss spannend,
Corbo rückt an den äußersten linken Rand
Immer mehr radikalisiert sich die Gruppe
Ich dacht mir schon bald: „Boah, jetzt 'ne Fluppe!“
Was toll war und sehr gut rüberkam,
war die Umsetzung, der 60er-Jahre-Charme.
So passt sich die Filmmusik den ganzen Streifen lang,
dem Sound der damaligen Zeit an.
Selbst die spannendsten Szenen
wollte der Regisseur mit Swingmusik unterlegen.
Der Film ist vorbei, das Publikum applaudiert
Das Ende hab ich jetzt aber nicht ganz kapiert.
Ich geh aus dem Kino und blinzel ins Licht
Der Film war ganz nett, gewinnen wird er nicht.
„Corbo“, CAN 2014, Regie: Mathieu Denis, Kamera: Steve Asselin, Schnitt: Nicolas Roy, Musik: Olivier Alary, mit: Anthony Therrien, Antoine L'Écuyer, Karelle Tremblay, Tony Nardi, Marie Brassard
Wenn Damian Correa nicht gerade Filmkritiken dichtet, ist er Praktikant bei fluter.de und betreut unter anderem die Social-Media-Kanäle während dieses Berlinale-Workshops.