1 Es ist uns nicht gelungen, den Menschen unsere Politik zu vermitteln.

Das mag ja in Einzelfällen stimmen. Öfter handelt es sich um als Selbstkritik verbrämte Wählerschelte. Man lenkt nach vermasselten Wahlen davon ab, dass die Politik der eigenen Partei schlichtweg verfehlt war und deshalb vom Wähler abgeschmettert wurde – und würdigt das Wahlvolk indirekt als begriffsstutzig herab.

2 Dies ist nicht der Zeitpunkt, um Personalfragen zu diskutieren. Die Menschen erwarten von uns, dass wir uns jetzt wieder den Sachfragen zuwenden.

Eine Feststellung, die durchaus nicht selten zutrifft. Die Mediengesellschaft hat die Tendenz, Politik auf Personen und Ereignisse zu reduzieren. Dumme Sache: Politiker, deren Rücktritt überfällig ist, klammern sich oft mit dem Verweis auf diesen Missstand an ihren Ämtern fest.

3 Wir werden das Ergebnis in den kommenden Wochen intensiv in den Gremien der Partei zu diskutieren haben.

Das darf man von einer Partei und ihrem Kandidaten, die vom Wähler abgewatscht worden sind, erwarten. Insofern geht der Satz okay. Ebenso darf man aber erwarten, dass er nicht als Ablenkung von dem eigentlich fälligen, aufrichtigen Eingeständnis einer Wahlniederlage angeführt wird. Dann handelt es sich in der Tat um leeres Verbalgebimmel.

4 Wir müssen versuchen, mit allen Beteiligten eine gemeinsame Lösung zu finden.

War das nicht Demokratie? Insofern ist gegen so eine Feststellung nichts einzuwenden. Wird diese Selbstverständlichkeit aber im Kontext von jahrzehntelang gärenden Großkonflikten (Nahost) oder extrem verhärteten Fronten (Stuttgart 21) angeführt, dann hat das zuweilen den Geschmack von Ratlosigkeit.

5 Die Gespräche fanden in einer offenen und konstruktiven Atmosphäre statt.

Durch die Blume gesagt: Es gab den Mega-Zoff. Zum Beispiel in den Parteigremien, in denen ein niederschmetterndes Wahlergebnis intensiv diskutiert wurde (siehe Punkt 2). Wirkt als Aussage etwas gestanzt, aber solange nichts von den besprochenen Inhalten verheimlicht wird, ist es als zivilisatorischer Gewinn zu sehen, wenn sich in der Öffentlichkeit nicht mit Schmutz beworfen wird.

6 Wir müssen die Menschen wieder abholen, wo sie stehen.

Dass sich die politische Klasse von der Lebenswelt der Bevölkerung entfremdet hat, ist ein weit verbreiteter Vorwurf. Und das hartnäckig. Das pastorale Geschwurbel vom Abholen der Menschen ist die rhetorische Überkompensation dessen. Bei der Gelegenheit mal eine bescheidene Frage: Wohin soll es denn überhaupt gehen?

7 Es muss jetzt eine rückhaltlose Aufklärung geben.

Sogenannter Pleonasmus – im Umgangssprachlichen sagt man dazu: Doppelt gemoppelt hält besser. Rhetorische Figur, die Entschiedenheit zeigen soll. In der Vergangenheit hatten wir auch schon „durchregieren“ statt regieren und „machen, machen, machen“ statt machen. Es sei nur noch mal daran erinnert: Action speaks louder than words.

8 Ich freue mich, dass Sie mich das fragen, aber lassen Sie mich zunächst einmal Folgendes sagen.

Talkshow-Evergreen. Kommt zum Einsatz, wenn die Frage auf keinen Fall beantwortet werden soll. Jeder versierte Talkshowgast weiß: Die Übervölkerung der Talkshows hat den Vorteil, dass jeder nur eine kurze Redezeit hat. Ehe der Moderator noch mal nachhakt, erteilt er lieber dem nächsten Gast das Wort.

9 Das ist politisch nicht durchsetzbar.

Und deswegen muss man es auch gar nicht erst probieren. Beliebter Abwimmler mit leicht vergrätztem Unterton. Wir haben eine gemeinsame Verantwortung.

10 Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht.

Wie jeder beliebige Schüler, der das aber nicht extra betont. Umgekehrt wäre es schon eher eine Nachricht.