„Macron ist das kleinere Übel“ 

Matthias Beaufils-Marquet (26) kommt aus der Normandie und macht gerade ein Praktikum in Berlin. Im ersten Wahlgang hat er für Jean-Luc Mélenchon gestimmt:

Es war für mich schon klar, dass Macron gewählt würde – ich hätte nur nicht gedacht, dass er so viele Stimmen bekommt. Bemerkenswert finde ich trotzdem, wie viele Leute sich enthalten oder ihre Stimmzettel ungültig gemacht haben. Macron muss jetzt also aufpassen, die Leute sind nicht hundertprozentig von ihm überzeugt, auch nicht von seinem Wahlprogramm. Die meisten wollten einfach Le Pen verhindern, so wie ich. Am Wahlabend im April war ich enttäuscht, denn Mélenchon hätte es fast in die Stichwahl geschafft. Aber dann habe ich mir in den darauffolgenden Wochen die Debatten angesehen und festgestellt: Macron ist das kleinere Übel. Der Präsident vertritt das Land international – wie hätte das mit Le Pen bloß werden sollen? Macron hingegen ist ein guter Diplomat, das ist schon gut für Frankreich.


 

 „34 Prozent sind immer noch zu viel“


 

„Ich wünsche mir, dass Frankreich den Kampf gegen den Rechtspopulismus in Europa ab sofort anführt“

Paul Fleurance (22) hat für Emmanuel Macron Wahlkampf gemacht und freut sich natürlich über den Sieg seines Kandidaten:  

Für mich gibt es heute Abend zwei ganz wichtige Dinge. Das eine ist: Wir sind natürlich sehr stolz auf das, was uns da gelungen ist. Als ich mich vor einem Jahr „En Marche“ angeschlossen habe, hat uns die Öffentlichkeit noch sehr skeptisch beäugt. Und nun haben wir tatsächlich die Wahl gewonnen! Und das andere ist: Verantwortung. Noch nie zuvor hat der Front National so viele Stimmen bekommen. Wir müssen jetzt sehr große Anstrengungen unternehmen, um unser Land zu reformieren. Nur indem wir das tun und den Menschen so wieder Hoffnung geben, können wir gegen diese rechtsextreme Partei auf Dauer etwas ausrichten. Ich wünsche mir, dass Frankreich den Kampf gegen den Rechtspopulismus in Europa ab sofort anführt. Macron hat die nötigen Fähigkeiten dazu. Der wichtigste Schritt in den kommenden Tagen wird sein, eine Mehrheit in der Nationalversammlung zu organisieren. Die brauchen wir, um diese Politik so schnell wie möglich auf den Weg zu bringen – mit Unterstützung der Parteien aus dem Mitte-Links- und Mitte-Rechts-Spektrum. Wobei wir natürlich darauf setzen, dass einige Politiker auch ihre angestammten Parteien verlassen und sich „En Marche“ anschließen werden.


 

 „Beide Wahlmöglichkeiten waren schrecklich“

Titelbild: Xavier POPY/REA/laif