Altertum

Bevor es die ersten mechanischen Zeitmesser gibt, bestimmen die Menschen die Zeit, indem sie tagsüber die Schatten und die Wanderung der Sonne und nachts die Sterne und den Mond beobachten.

In Ägypten werden um 2055 v. Chr. die ersten Sonnenuhren entwickelt: Ein Stab wird in den Boden gesteckt, am Schattenwurf kann man die Tageszeit ablesen. 

Das 24-Stunden-System geht auf die Babylonier zurück. Sie benutzen neben dem Dezimalsystem (alles, was auf der Zahl 10 basiert) auch das Sexagesimalsystem, in dem die Zahlen 6, 24 und 60 eine wichtige Rolle spielen. Daher hat der Tag 24 Stunden, die Stunde 60 Minuten, die Minute 60 Sekunden.

In Mesopotamien misst man um 1740 v. Chr. und in Ägypten um 1530 v. Chr. die Zeit mit Gefäßen, aus denen durch eine enge Öffnung eine bestimmte Wassermenge fließt. Der große Vorteil: Mit Wasser lässt sich die Zeit unabhängig 
von Wetter und Tageslicht messen. Der große Nachteil: Auf Reisen sind diese Gefäße nicht zu gebrauchen. 

46 v. Chr. führt Julius Cäsar den ersten neuzeitlichen Kalender ein, der aus 12 Monaten mit je 30 oder 31 Tagen besteht. Im Jahr 532 bestimmt die Kirche, dass die Jahre erst ab Christi Geburt gezählt werden. Durch die Einführung 
dreier zusätzlicher Schaltmonate wird das Jahr 532 mit 445 Tagen das längste der abendländischen Geschichte.
 

Mittelalter / frühe Neuzeit

Die Entwicklung der Uhren und des Zeitverständnisses wird in Europa maßgeblich in Klöstern vorangetrieben: Zu bestimmten Zeiten soll dort gebetet oder gearbeitet werden. Papst Sabinianus ordnet 604 an, die Gebetszeiten durch Glocken zu verkünden; bald richtet sich die ganze Bevölkerung nach den kirchlichen Signalen.

Die mechanische Räderuhr wird zwischen dem 13. und 14. Jahrhundert in europäischen Klöstern erfunden – das technische Wissen dazu ist wohl aus dem islamischen Raum und aus China gekommen. Padua ist 1344 die erste Stadt, die eine öffentliche Uhr besitzt. 

Ein niederländischer Astronom meldet 1657 das Patent für eine Pendeluhr an. Mit dieser Erfindung wird die Gangungenauigkeit auf 10 Sekunden pro Tag gesenkt.

Zeitgleich mit den Räderuhren verbreiten sich in Europa die Sanduhren, die besonders in der Seefahrt zum Einsatz kommen. Die Sanduhren beenden die Ära der Wasseruhren, da sie eine genauere Zeitmessung erlauben. 

In wohlhabenden Haushalten werden im 14. Jahrhundert Haus- und Zimmeruhren 
üblich. Die Erfindung des Mechanismus von Zugfedern und Schnecken macht die Verbreitung von tragbaren Uhren möglich. Sie werden im 14. und 15. Jahrhundert zum Statussymbol. 

Papst Gregor XIII. korrigiert 1582 den Julianischen Kalender, der bis dahin zehn Tage Verspätung angesammelt hatte, und führt den Gregorianischen Kalender ein. Aber auch dieser heute übliche Kalender ist ein unvollkommenes Sys-tem. Er kann die unregelmä-ßigen Umlaufzeiten der Erde um die Sonne und des Mondes um die Erde nicht ausgleichen. Deshalb gibt es Korrekturtage und Schaltjahre.

Neuzeit

Im 18. Jahrhundert wird die Digitalanzeige populär. Auf einer drehenden Scheibe sind die Ziffern durch einen Ausschnitt zu sehen. Zeit war immer Sonnenzeit: Es war 12 Uhr Mittag, wenn die Sonne im Zenit stand. Der Sonnenstand aber ist von den Jahreszeiten abhängig - ein Umstand, der mit der wachsenden Bedeutung von Zeit im Alltag problematischer wird. Daher wird eine von den Jahreszeiten unabhängige Ortszeit eingeführt, in Genf 1780, in London 1792, in Berlin 1810. Da jede Stadt ihre Ortszeit selbst ermittelt, gehen vielerorts die Uhren anders. So gibt es am Bodensee noch vor etwa hundert Jahren fünf Zeitzonen mit Differenzen von bis zu 34 Minuten.

1884 beschließt die internationale Meridiankonferenz, Zeitzonen mit einer Breite von je 15 Längengraden einzuführen, für die eine einheitliche Zeit gelten soll. Seitdem richtet sich Mitteleuropa nach dem Meridian von Görlitz. Der Nullmeridian wird in Greenwich gelegt. Aber auch dieses System hat einen toten Winkel: Wie spät es an den Polen ist, wo die Längengrade zusammenlaufen?

In Deutschland werden am 1. April 1893 die Ortszeiten abgeschafft.

Die Deutsche Reichsbahn führt 1927 bei ihren Fahrplänen die 24-Stunden-Zählung ein.

1930 wird die Quarzuhr erfunden, die so genau geht wie keine Uhr zuvor. Die ersten Quarzuhren waren so groß wie Kleiderschränke.

Seit 1967 ist die Sekunde nicht mehr, wie 1345 festgelegt, der 86400. Teil des mittleren Sonnentages, sondern als das 9192631770fache der Periodendauer einer speziellen Strahlung des Cäsiumatoms definiert. Seit Mitte der Fünfzigerjahre berechnet das Internationale Büro für die Zeit in Paris mit Hilfe mehrerer Cäsiumuhren die genaue Zeit.