Der Krieg erreicht Tom an einem Dienstag im Mai. In Göttingen, seiner Studienstadt, regnet es in Strömen. Das Semester hat gerade begonnen, Tom die ersten Vorlesungen hinter sich gebracht. Politik im Haupt-, Ethnologie im Nebenfach. An jenem Dienstag bekommt er eine Facebook-Nachricht, geschrieben auf Englisch, abgeschickt von einem Computer in Homs, Syrien: Nabil Talab, 14. Mai 2013 um 11:09: „Hey, Tom! Wie geht es dir? Ich hoffe, du bist zufrieden und alles in deinem Leben läuft gut. Ich muss dich um einen Gefallen bitten. Einen riesigen Gefallen.“

Nabil Talab, 14. Mai 2013 um 11:09: „Ich plane einen Besuch in Europa. Wie du weißt, ist es fast unmöglich, ein Schengen-Visum zu bekommen, besonders wenn man aus Syrien kommt. Darum muss meine Bewerbung perfekt sein, und dafür brauche ich, wenn möglich, ein Einladungsschreiben. Glaubst du, dass du mir helfen kannst? Alles Liebe, Nabil“Tom Scheunemann, dunkle Locken, Stoppelbart, ist ein neugieriger Mensch. Er ist allein durch Südamerika gereist, studierte ein halbes Jahr im Sudan. Im Februar 2011 fliegt Tom in den Nahen Osten: erst nach Jordanien, dann nach Syrien. In Damaskus nimmt ihn ein Couchsurfer auf. Als Tom nach Homs weiterreisen möchte, bietet der Couchsurfer ihm einen Schlafplatz bei einem Freund an. Nabil, ein schmächtiger Medizinstudent, holt Tom am Busbahnhof in Homs ab. Der Ort, drittgrößte Metropole Syriens, boomt zu dieser Zeit, Neubauten säumen den Stadtrand. In einem dieser Häuser bewohnt Nabil ein Zimmer. Tom schläft auf dem Teppichboden. Tagsüber schlendern Tom und Nabil durch die Stadt, die Abende verbringen sie in einer Bar. Sie spielen Tischtennis, trinken Bier. Nabils Englisch ist fließend und fehlerfrei. Er hört amerikanischen Rap und bewundert den Westen, wo jeder frei ist und Religion sich nicht in persönliche Belange einmischt. Über Persönliches sprechen sie kaum. Sie adden einander bei Facebook, und nach drei Tagen macht Tom sich auf den Weg nach Aleppo. Eine Reisebekanntschaft, wie sie jeder Backpacker unterwegs schließt, scheint hier ihr Ende zu nehmen. Tom denkt nicht, dass er noch einmalvon Nabil hört.

Als Tom die Nachricht liest, lebt er gerade in einer 4er-WG. Sein Zimmer ist geschmückt mit Mitbringseln: Muscheln aus Panama, eine Holzmaske aus Südafrika, Fotos aus Costa Rica, wo seine Freundin an einer deutschen Schule lehrte. Er spielt Handball und kellnert in einer Bar, am Wochenende kocht er mit Freunden indisches Curry.

Zur gleichen Zeit sind am anderen Ende der Welt Millionen Syrer auf der Flucht. Mehr als 70.000 sind schon gestorben. Tom weiß das, er sieht es in der „Tagesschau“, liest es in Online-Zeitungen. Dann denkt er an Syrien: an Daraa, wo die Revolution begann und wo Nabils Familie lebt. An Aleppo, das einmal wunderschön war und dessen Fluss nun Leichen anschwemmt. Aber Tom ist auch mit seinem eigenen Leben beschäftigt: Er muss Prüfungen bestehen und Geld verdienen. Von den Artikeln über Syrien bleibt eine flüchtige Beklemmung, aber in Wahrheit ist das Elend weit weg. Bis zu jenem Dienstag im Mai. Als er Nabils Nachricht liest, ist Toms erster Gedanke: Bin ich stark genug? Will ich diese Verantwortung tragen? Und einen Moment später, sagt Tom heute, habe er gewusst: „Ich muss. Ich kann ein Leben retten.“ 

Tom Scheunemann, 14. Mai 2013 um 12:24: „Hi Nabil. Mir geht es gut ... hab viel zu tun. Ich muss im Moment viel lernen. Natürlich werde ich alles tun, was ich kann, um dich hierher zu bringen. Ich muss mich ein bisschen informieren: Wie so ein Brief aussieht, was du brauchst. Ich melde mich wieder, wenn ich mehr Infos habe.“

Tom Scheunemann, 14. Mai 2013 um 21:27: „Ich muss dich nur eines fragen. Willst du nach Europa kommen, um dich mal umzusehen? Oder ist das Teil eines größeren Plans? Möchtest du in Europa bleiben?“ Nabil ist ehrlich: Er will Syrien für immer verlassen und bittet Tom um Hilfe. „Ich hätte Nein sagen können“, sagt Tom, „er hätte es verstanden.“ Aber mit welcher Begründung? Sorry, ich muss gerade studieren? Göttingen hat eine große linke Szene, Tom wendet sich an die Antifa. Doch die helfen eher Flüchtlingen, die schon in Deutschland sind. Wie man jemanden legal ins Land bringt, wissen sie nicht. Er trifft sich mit einer Anwältin, kontaktiert Behörden. Das Ausländeramt ist nur knapp fünf Stunden pro Woche erreichbar: Montag, Dienstag und Mittwoch von 14 bis 15.30 Uhr. Tom telefoniert zwischen den Vorlesungen.

Tom Scheunemann, 15. Mai 2013 um 17:04: „Ich bin genauso verloren und verwirrt wie du ...“

Nabil Talab, 24. Mai 2013 um 00:12: „Klar, Mann... Aber du rettest mein beschissenes Leben.“

Tom Scheunemann, 24. Mai 2013 um 00:13: „Wenn ich es schaffe, ist es das Beste, was ich je getan habe.“

Die Informationen, die man Tom gibt, sind widersprüchlich. Man schickt ihn immer weiter: zur nächsten zuständigen Behörde, der nächsten Anlaufstelle. Mit jedem Anruf, jeder patzigen Antwort versteht Tom zwei Paragrafen mehr. Er erkennt den einzigen Weg durch dieses Labyrinth der Vorschriften: Nur wer dem Staat nutzt, darf nach Deutschland. Ein Medizinstudent ohne Einkommen – wie Nabil – ergibt eine Verlustrechnung. Ein Visum wird damit aussichtslos.

Tom Scheunemann, 9. Juni 2013 um 15:34: „Hey, ich habe eben gelesen, dass die syrische Armee die Rebellen nach Norden abdrängt ... Angeblich wollen sie Homs heute oder morgen einnehmen. Bitte sag mir, wie es dir geht oder ob du abhauen kannst. Bist du sicher dort, wo du jetzt bist?“

Nabil Talab, 9. Juni 2013 um 19:43: „Hallo, mein Freund, mir geht es gut. Ich lerne jeden Tag Deutsch. Ja, sieht so aus, als würden die nächsten Tage ziemlich scheiße werden. Aber wir kommen schon klar ...“

Die Front zwischen den Rebellen und den Assad-Truppen verläuft mitten durch Homs. Im Juni 2013 beschießt die Artillerie der syrischen Armee abtrünnige Viertel mit Mörsern und Raketen. Auch das Haus, in dem Nabil einst lebte, wird getroffen. Der ganze Bezirk steht schon lange leer, die Bewohner sind geflohen. Die Bar, in der Tom und Nabil vor zwei Jahren Bier tranken, ist zerstört.

Wenn Tom Freunden von Nabil erzählt, erntet er Anerkennung. Doch er merkt auch: Sie teilen seine Systemkritik, aber die Last, den Krieg teilen – das möchten sie nicht. Tom bleibt mit der Verantwortung allein.Tom ruft bei Kliniken an und versucht, Nabil einen Praktikumsplatz zu besorgen, schreibt Anfragen an Ärzte und Aktivisten. Mehrere Stunden verbringt er pro Woche damit. Dabei versucht Tom, so nüchtern wie möglich zu bleiben. Die Bürokratie beschäftigt ihn, aber sie schützt ihn auch. Vor den Bildern der Kämpfe in Syrien, der Frage, wer Schuld hat am Leid der Welt, und warum er, Tom, in einer studentischen Idylle lebt und Nabil in einer zerstörten Stadt. Manchmal denkt Tom daran, Nabil einfach zu holen: mit dem Auto in die Türkei und an die syrische Grenze. Ein Konflikt, Tausende Kilometer entfernt, ist Tom auf einmal ganz nah. Der Krieg hat sich in seinem WG-Zimmer eingenistet, er blickt ihm ins Gesicht, wann immer er den Computer anschaltet.
Er ist seinen Freunden deshalb nicht böse. „Ich wollte es zwischendurch auch nicht mehr. Ich war so müde davon“, sagt Tom heute. Was ging ihn diese Not im Nahen Osten eigentlich an? Warum ließ er sich davon sein Leben trüben? „Man schämt sich schnell für solche Gedanken“, sagt er.
Tom packt währenddessen seine Sachen in Kisten. Sein Studium ist bald zu Ende. Ihm fehlen noch 15 Seiten seiner Bachelorarbeit, und er fragt sich, welchen Weg er danach einschlagen wird.Nach unzähligen Anrufen und E-Mails findet Tom ein Krankenhaus, das bereit ist, Nabil als Hospitanten aufzunehmen. Zusätzlich organisiert Tom einen Sprachkurs in Hamburg und bittet seine Mutter, eine Erklärung zu unterschreiben, mit der sie sich dazu verpflichtet, finanziell für Nabil aufzukommen. Sie willigt auch ein, Nabil für die erste Zeit aufzunehmen. Im Januar 2014 bekommt Nabil einen Termin in der deutschen Botschaft in Beirut. Seine Motivation soll überprüft werden. Dafür reist Nabil in den Libanon. „Wer ist dieser Tom?“, fragt ihn die Sachbearbeiterin. „Ein echter Freund“, antwortet Nabil. Nach dem Gespräch meldet er sich: Es sei gut gelaufen, er mache sich auf den Weg zurück nach Homs. Nabil will seine Sachen holen, Syrien ein letztes Mal Lebewohl sagen. Viel übrig ist davon ohnehin nicht mehr.

Tom Scheunemann, 14. Januar 2014 um 19:48: „Jetzt ist es ja fast vorbei. Nur noch Hoffen und Warten.“ Zwei Tage später, am 16. Januar 2014, nach fast einem Jahr und mehr als 5.000 Facebook-Nachrichten, reißt der Kontakt ab.Nabil Talab, 14. Januar 2014 um 19:47: „Ich hoffe, ich halte dich mit meinen Scheißproblemen nicht auf.“

Nabil antwortet nicht auf E-Mails, sein Handy ist aus. Seine Freundin weiß nicht, wo er steckt, Freunde fahren los, um ihn zu suchen. Am Grenzübergang zum Libanon verliert sich seine Spur. „Ich dachte: Es ist vorbei“, sagt Tom. „Er liegt irgendwo angeschossen im Straßengraben. Oder er wird gefoltert. Oder er ist tot.“ Tom geht noch immer in die Bibliothek und arbeitet an seiner Bachelorarbeit, aber er schafft es nicht, sich zu konzen- trieren. Einmal bricht er zusammen und weint stundenlang. Weil er am Ende doch machtlos war gegen die deutschen Visabestimmungen und gegen die Gewalt im Krieg. Vier Wochen vergehen, dann erhält er eine Nachricht.

Nabil Talab, 10. Februar 2014 um 07:24: „Hallo, mein lieber Freund. Ich bin raus. Ich lasse dich wissen, wie es weitergeht. Mir geht’s gut. Mein Körper ist nur ein bisschen schwach. Ich kann nichts tun. Außer heulen wie ein Baby.“

Tom Scheunemann, 10. Februar 2014 um 17:57: „Mein Freund, ich kann dir nicht sagen, wie froh ich bin. Ich hab mir solche Sorgen gemacht. Jeden Tag meine Nachrichten gecheckt.“

Kurz hinter der Grenze war Nabil festgenommen worden. Genauso willkürlich ließen ihn die syrischen Behörden nach einigen Wochen wieder frei. Nach seiner Rückkehr ist Nabils Tonfall verändert. Seine Nachrichten, die selbst in Kriegszeiten leicht und scherzhaft blieben, klingen plötzlich düster.

Nabil Talab, 10. Februar 2014 um 21:20: „Die Welt ist ein furchtbarer Ort, mein Freund. Als ich einsaß, habe ich keine einzige Träne geweint. Jetzt kann ich nicht aufhören.“

Tom Scheunemann, 10. Februar 2014 um 21:21: „Dort, wo du gerade bist, ist die Welt vielleicht furchtbar ... Aber bitte vergiss nicht ... Sie kann so wunderschön sein.“

Tom vermutet, dass Nabil in der Haft gefoltert wurde – aber er hakt nicht nach. So wie er nie nach Nabils Motiven gefragt hat. Nabil ist kein politischer Aktivist, er wird nicht gesucht wie andere, die sich im syrischen Widerstand engagieren. Ihnen bei der Flucht zu helfen wäre vielleicht dringender nötig. Aber Nabil hat eine Ausbildung, die in Deutschland angesehen und rar ist. Um mehr als ein Leben zu retten, das spürt Tom – dafür reicht seine Kraft nicht. „Die Welt ist so ungerecht“, sagt Tom. „Und jetzt, nur dieses eine Mal, kann ich etwas ändern.“

Im März 2014 besteigen Nabil und seine Freundin in Homs das Auto eines libanesischen Bekannten. Er bringt die beiden an die Grenze, verhandelt mit den Soldaten am Checkpoint. Nabil bekommt sein Visum für zwei Monate. Mit seiner Freundin lebt er in einem Zimmer, das 700 Dollar kostet. Im Libanon gibt es kaum Arbeit; der Flüchtlingsstrom aus Syrien hat die Stimmung zusätzlich angeheizt. Nabil lebt von Erspartem und hofft jeden Tag, dass das Visum aus Deutschland kommt.

Nabil Talab, 3. April 2014 um 15:32: „Hey, Kumpel. Hab die Botschaft heute angerufen. Weißt du was?!? Ich hab das Visum. 6 Monate.“

Tom Scheunemann, 4. April 2014 um 16:33: „WAAAAAAAS???????????????“

Tom Scheunemann, 4. April 2014 um 16:34: „Haben wir es geschafft?“

Tom Scheunemann, 4. April 2014 um 16:37: „Unglaublich.“

In Beirut senkt sich der Abend über die Minarette und Kirchtürme, und Nabil packt. Drei Hosen, fünf T-Shirts, ein Pullover, zwei Hemden. Eine deutsche Zeitschrift, die ihm ein Austauschstudent geschenkt hat. Dazwischen, sorgfältig verstaut, ein Stapel so dick wie ein Daumen: Dokumente. Zeugnisse, Urkunden, Ausweiskopien. Ein Leben in Klarsichthüllen. Zum Schluss legt er seinen Pass auf den Koffer. Auf Seite 7 klebt das deutsche Visum. „Es ist das Wertvollste, das ich je besessen habe“, sagt Nabil.

Er hat die Aura eines Philosophiestudenten: schmales Kinn, eckige Brille. Ein Kindergesicht, aber zu ernst für sein Alter. Er spricht leise und akkurat, in seinen Bewegungen liegt Höflichkeit, aber auch Scheu. Um halb fünf in der Früh kommt das Taxi, außer Soldaten ist niemand auf den Straßen. Im Dunkel des Morgens läuten die Kirchenglocken. Nabil und Mariam, seine Freundin, stapeln ihre Koffer im Fond. Sie sehen einander ähnlich: beide schmal und schüchtern, die Haltung leicht gebückt, als müssten sie sich vor etwas ducken. Auch Mariam ist gefoltert worden, auch sie hat dank der Hilfe eines deutschen Bekannten ein Visum bekommen. „Ich werde Syrien vermissen.“ Es geht Nabil nicht leicht über die Lippen. Aber die Gastfreundschaft der Menschen wird ihm fehlen, ihre Herzlichkeit. Dass ein Fremder gleich Freund ist. In Deutschland, hat Nabil gehört, gehe man mit Ausländern nicht besonders gut um. Als Nabil Tom anschrieb, hatte er keine Hoffnung, dass dieser wirklich antworten würde. „Wir kannten uns ja kaum“, sagt Nabil. „Ich dachte, er liest die Nachricht und vergisst sie dann wieder.“Um 6.40 Uhr hebt das Flugzeug ab.

Drei Stunden und 3.000 Kilometer entfernt kocht Tom sich einen Kaffee. Das Wochenende liegt noch als Schatten unter seinen Augen: In Göttingen hat er bis morgens den Geburtstag eines Freundes gefeiert; zu Funk getanzt, „Mexikaner“ getrunken. Er kaut auf einem Brötchen und checkt seine E-Mails. Später steigt er in den ICE nach Frankfurt. Windräder ziehen vorbei, im Bordrestaurant gibt es Königsberger Klopse. Toms Mutter ruft an: Sie hat ein Zimmer hergerichtet. Holzmöbel, hellblaue Wände, über dem Bett ein Kunstdruck von Miró. Sie will dem Besuch auch noch etwas kochen. Ob Nabil Schweinefleisch isst? Tom zuckt mit den Schultern. „Ich weiß nicht mal, wie viele Geschwister er hat“, sagt Tom, als er aufgelegt hat. „Muss ich das, um ihm zu helfen?“

Tom Scheunemann, 10. Mai 2014 um 12:08: „Was für ein komisches Gefühl ... Ich werde mich daran gewöhnen müssen, dir ins Gesicht zu sprechen.“

Am Flughafen Frankfurt leuchten orangefarbene Transparente: „Stilllegung der Nordbahn“, „Müde Kinder lernen nicht“. Wutbürger haben die Eingangshalle belegt. „Nabil wird sich freuen“, sagt Tom grinsend. „Endlich legale Demos!“ Er sieht auf die Anzeigetafel, Ankunft 18.25 Uhr, Ausgang B1. Gleich nach dem Flug aus Barcelona, vor der Maschine aus Tel Aviv.

Ein Jahr hat Tom für diesen Tag gekämpft. Es ist der Beginn eines neuen Lebens für Nabil und gleichzeitig das Ende von Toms Verantwortung. Bald, sagt er, wird Nabil selbst ins Migrationszentrum gehen können, er wird einen Job finden oder Asyl beantragen. Tom hat seine Pflicht getan. „Ich kann ihn gehen lassen“, sagt Tom. Sie werden nicht mehr Flüchtling und Fluchthelfer sein, sondern Freunde.

Einen Raum weiter wuchtet Nabil zwei Koffer vom Band, dazu zweimal Handgepäck. Mariam hat noch eine Extratasche: darin Reis und Tomaten, Bulgur, Zwiebeln und Labne. Sie hat gehört, dass das Essen in Deutschland teuer sei, und hütet den Beutel wie einen Notgroschen. Nabil war noch nie an einem derart großen Flughafen. Überall Glas und Stahl, die Luft ist kalt und klar. Es ist der schönste Tag, aber er spürt nichts als Angst. Über der letzten Tür steht „Exit“, dabei ist es für Nabil der Eintritt in ein Leben voller Pünktlichkeit und Ordnung, aber ohne den syrischen Sonnenschein und ohne den gewürzten Reis, den seine Mutter ihm immer kocht. Dann öffnet sich die Glastür. Dahinter steht Tom.

Illustrationen: Gregory Gilbert-Lodge

Mitarbeit: Jan Ludwig