Fein säuberlich legt Rania Mustafa Ali übereinander: ein paar Hosen, ein Handtuch, einen Ralph-Lauren-Pulli. Daneben verstreut auf dem Boden liegen Zahnbürste, zwei Nagelknipser, mehrere Notizbücher und ein Thermobecher mit dem grinsenden Affen von Paul Frank darauf. „Ich gehe nicht ohne meine ‚Game of Thrones’-DVDs“, lacht die 20-Jährige und hält die Kamera auf zwei billig produzierte Raubkopien.  

Was auf den ersten Blick aussieht wie das fünfmillionste Video, in dem eine Youtuberin ihre Packliste für den Urlaub präsentiert – Hashtag Whatsinmybag – ist in Wirklichkeit eine erschütternde Dokumentation dessen, was Millionen von Menschen derzeit erleben. Denn Rania fährt nicht in die Ferien. Sie bereitet sich auf ihre Flucht aus Syrien vor, wo seit Jahren der Bürgerkrieg tobt.

Die 22-minütigen Doku, die mithilfe des norwegischen Journalisten Anders Hammer produziert und nun vom Guardian veröffentlicht wurde, nimmt den Zuschauer mit ins Jahr 2016 auf Ranias Odyssee. Sie fängt ein, wie Rania durch die zerbombten Straßen der syrischen Stadt Kobane streift und den Beschluss fasst zu fliehen, „bevor sich die Gesetze für Flüchtlinge ändern“, wie sie befürchtet. Sie zeigt, wie Rania mit über 50 anderen Menschen auf einem Boot im Mittelmeer sitzt, in das eigentlich nur 15 passen – ihr Schulabschlusszeugnis in einem pinken wasserfesten Täschchen verpackt. Man sieht, wie sich Rania über WLAN freut und mit „Carpool Karaoke“ in ihrem Zelt irgendwo in Griechenland für ein paar Minuten ihrer Situation entflieht, wie sie von Schleppern übers Ohr gehauen wird und an der Grenze zu Mazedonien Tränengas abbekommt. 

„Ich verstehe einfach nicht, warum sie noch immer keine Lösung gefunden haben. Warum die Menschen hier zurückgelassen werden“, fragt Rania an einer Stelle – verzweifelt über die politische Situation. Da ist sie, wie erste Reaktionen auf das Video belegen, nicht allein.